Die Antwort, warum einige Junge schwer an Covid-19 erkranken, scheint nach neuen Studien beim Immunsystem zu liegen. Bei jungen Schwerbetroffenen reagiert es in der Anfangsphase nicht richtig auf das Virus im Körper.
Jeder Mensch hat eine angeborene Immunabwehr. Diese reagiert auf Viren, die in den Körper eindringen. Doch bei jungen Menschen, die einen schweren Corona-Krankheitsverlauf haben, kommt es dabei zu einer fehlerhaften Reaktion.
Genauer: Es werden nicht genug Botenstoffe, sogenannte Interferone, ausgeschüttet. Diese sollen den Körper vor der Gefahr des Virus warnen. «Wir sehen, bei Menschen, die einen milden Verlauf haben, schon in der frühen Phase ein deutliches Interferon-Signal», sagt Jakob Nilsson, leitender Arzt am Institut für Immunologie des Universitätsspitals Zürich zum «Tages-Anzeiger».
Körper reagiert zuerst zu schwach aufs Virus – dann zu heftig
Junge Menschen, die hingegen schwer am Coronavirus erkranken, weisen in der frühen Phase nur ein schwaches Interferon-Signal auf. Das führt dazu, dass der Körper zu spät auf das Virus im Körper reagieren kann.
Bei schweren Fällen kommt es im weiteren Verlauf der Krankheit dann zu einer heftigen Überreaktion des Immunsystems. In der Folge startet im Körper eine Entzündungsreaktion, die kaum zielgerichtet – und lebensbedrohlich sein kann. Das Immunsystem reagiert also zuerst zu langsam – und dann zu heftig auf das Virus.
Fälle von schwer erkrankten Brüder-Paaren analysiert
Bei einem fatalen Verlauf spielen zudem die Gene eine tragende Rolle. Niederländische Forscher haben den Krankheitsverlauf zweier Brüder-Paare analysiert, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Ein 32-Jähriger hatte ausser einem chronischen Schnupfen keinerlei Vorerkrankungen.
Dennoch musste er wegen seiner Covid-19-Erkrankung beatmet werden. Erst nach 16 Tagen besserte sich sein Zustand langsam. Der Krankheitsverlauf seines erst 29-jährigen Bruders endet hingegen tödlich. Er kam mit heftigen Fieberschüben ins Spital, wo er starb, obwohl er keine Vorerkrankungen hatte.
Ein zweites Brüder-Paar (21, 23) ist ebenfalls vor der Infizierung mit dem Coronavirus kerngesund. Dennoch verläuft die Krankheit lebensbedrohlich. Beide mussten beatmet werden. Der Zustand der beiden besserte sich erst langsam wieder.
Die niederländischen Wissenschaftler betrachteten die Gene, die das angeborene Immunsystem der Männer steuern, genauer. Bei beiden Brüder-Paaren fand man den gleichen Defekt. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die Krankheit fatal verläuft, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin «Journal of the American Medical Association» darlegten.
Gen-Defekt für besonders schweren Verlauf verantwortlich
Alle vier haben eine fehlerhafte Kopie des sogenannten TLR7-Gens. Dieses Gen codiert ein Protein, das Viren, wie das Coronavirus, im Körper erkennen soll. In der Folge sollte das angeborene Immunsystem alarmiert werden.
Liegt besagter Gen-Defekt vor, wird der Körper nach einer Infizierung mit dem Coronavirus nicht ausreichend gewarnt. Das beziehe sich jedoch auch auf andere Viren. Der Immunologe Nilsson sagt zum «Tages-Anzeiger»: «Auch eine andere virale Infektionskrankheit als Covid-19 hätte die Brüder schwer treffen können.» (euc)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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