Räuber Domenico Silano (46) steht als Pfleger im Einsatz
Jetzt trägt er Schutzmaske statt Sturmhaube

Rekord-Räuber Domenico Silano (46) tut nun Gutes. Der Mann, der 1997 die Zürcher Fraumünster-Post überfiel, arbeitet seit zwei Monaten als Pfleger in einem Altersheim in Süddeutschland. Auch dort ist die Angst vor dem Coronavirus gross.
Publiziert: 01.04.2020 um 22:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2020 um 04:53 Uhr
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Domenico Silano (46) arbeitet seit zwei Monaten in einem Altersheim in Süddeutschland. Weil es in deutschen Heimen schon Dutzende Corona-Tote gab, ist die Verunsicherung gross.
Foto: zVg
Michael Sahli

Domenico Silano (46) ging als Jahrhundert-Räuber in die Schweizer Kriminalgeschichte ein. Er erbeutete 1997 mit seinen Komplizen in der Zürcher Fraumünsterpost 53 Millionen Franken. Jetzt steht er beim nächsten Jahrhundert-Ereignis wieder an vorderster Front: Gerade als sich das Coronavirus vor zwei Monaten zu verbreiten begann, trat Silano eine neue Stelle als Pfleger an. Er kümmert sich in einem Altersheim in Süddeutschland um Senioren. Das Virus hat seinen Job auf den Kopf gestellt. Auf den Bildern, die er BLICK schickt, trägt er Schutzkleidung und Atemschutzmaske.

Trotzdem denkt Silano nicht daran, die Stelle aufzugeben. «Ich habe hier meine Bestimmung gefunden. Ich bringe sogar hochgradig demente Menschen zum Lachen», schwärmt er.

Den Ortsnamen seiner neuen Heimat will er nicht in der Zeitung lesen. Er habe noch nicht alle seine Kollegen über seine Vergangenheit aufgeklärt und will nicht schon jetzt als Rekord-Räuber abgestempelt werden.

«Ich füttere die Bewohner, wasche sie, ziehe sie an»

Dafür erzählt Silano aus seinem Alltag. Er arbeitet in einem Team mit 15 Kollegen im Schichtbetrieb, manchmal auch in der Nacht. Dann gehört auch das Putzen der Aufenthaltsräume zu seinen Aufgaben. Meist aber kümmert er sich um die alten Leute: «Ich füttere sie, wasche sie, ziehe sie an, mache quasi alles mit ihnen.» Weil Abstandhalten nicht möglich ist, könnte sich das Virus in einem Heim rasend schnell verbreiten. Mit tödlichen Folgen für die betagten Bewohner.

Medien berichten, wie ernst die Lage in deutschen Heimen ist. In einem Seniorenstift im bayrischen Würzburg starben diese Woche 13 Menschen am Coronavirus. In einem Pflegeheim in Wolfsburg waren es 15. Die «Bild» zählte am Dienstag 46 Tote in Heimen in vier Bundesländern. Und titelte: «Todesfalle Altersheim!».

«Ich habe mir selber Hausarrest verordnet»

Ex-Posträuber Silano setzt darum alles daran, die Krankheit nicht in «sein» Altersheim zu schleppen. «Wir Pfleger haben jetzt eine riesige Verantwortung. Besucher sind nicht mehr erlaubt. Also sind es nur die Angestellten, die das Virus einschleppen könnten.»

Er selbst hat alle sozialen Kontakte eingestellt. Keine einfache Aufgabe für den Lebemann! «Ich sitze den ganzen Tag in meinem Zimmer, wenn ich nicht arbeite. Fast wie im Gefängnis. Ich habe mir eigenen Hausarrest verordnet», erklärt er.

Schon früh habe er von Freunden in Italien gehört, wie schlimm die Situation dort ist. «Ich habe meinem Chef in Deutschland schon vor Wochen vorgeschlagen, wir dürfen niemanden mehr ins Altersheim lassen», so Silano. Damals habe aber noch fast niemand den Ernst der Lage erkannt.

Anfang 2019 besuchte BLICK den Ex-Posträuber in seiner süditalienischen Heimat: «Ich will einfach eine ehrliche Arbeit», sagte er damals. In Italien gab es für ihn aber höchstens Jobs als Tagelöhner auf dem Bau. Nun hat er eine Stelle gefunden, wo er dringend gebraucht wird.

Jahrhundert-Coup in Fraumünster-Post

Über 53 Millionen Franken erbeuteten Domenico Silano (46) und seine Komplizen 1997 beim Raub in der Zürcher Fraumünsterpost. Dank eines Insiders wusste die Truppe, dass sich kistenweise Geld im Innenhof befand. Die Männer meldeten sich als Telecom-Mitarbeiter an, stürmten den Platz mit Plastikwaffen. Und verschwanden mit dem Schatz. 27 Millionen Franken wurden nie gefunden. Das obwohl die Räuber ihre Flucht nicht planten und einige der Komplizen auch nicht gerade geschickt vorgingen. Einer kaufte etwa eine Villa – und legte das Geld bar auf den Tisch. Silano, der beim Millionen-Coup fuhr, war am längsten auf der Flucht. Er schaffte es, sich nach Miami (USA) abzusetzen, wo er 1998 verhaftet wurde.

Über 53 Millionen Franken erbeuteten Domenico Silano (46) und seine Komplizen 1997 beim Raub in der Zürcher Fraumünsterpost. Dank eines Insiders wusste die Truppe, dass sich kistenweise Geld im Innenhof befand. Die Männer meldeten sich als Telecom-Mitarbeiter an, stürmten den Platz mit Plastikwaffen. Und verschwanden mit dem Schatz. 27 Millionen Franken wurden nie gefunden. Das obwohl die Räuber ihre Flucht nicht planten und einige der Komplizen auch nicht gerade geschickt vorgingen. Einer kaufte etwa eine Villa – und legte das Geld bar auf den Tisch. Silano, der beim Millionen-Coup fuhr, war am längsten auf der Flucht. Er schaffte es, sich nach Miami (USA) abzusetzen, wo er 1998 verhaftet wurde.

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