Caroline H.:
«Irgendwie befriedigte mich der Tod der jungen Frau»

Publiziert: 18.12.2001 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:05 Uhr
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ZÜRICH – Am 26. Juni 1991 wird Caroline H. zur Parkhaus-Mörderin. Sie ist erst 18 Jahre alt, als sie zum ersten Mal einen Menschen tötet. Im Parkhaus Urania ersticht sie von hinten Barbara B. (29). «Irgendwie befriedigte mich der Tod der fremden jungen Frau», sagte die Innerschweizerin gestern vor Gericht.

Urania, 7. Parkebene, kurz vor 15 Uhr. Caroline H. geht von hinten auf ihr zufällig ausgewähltes Opfer zu. Als sich Barbara B. umdreht, ist es schon zu spät.

Caroline H. rammt ihr ein 8 bis 10 cm langes Klappmesser auf Zwerchfellhöhe in den Rücken. Barbara B. hat keine Chance. Sie sinkt lautlos zu Boden und stirbt wegen den inneren Blutungen noch am Tatort.

Caroline H. hat getan, was sie schon lange wollte. Sie hat einen Menschen umgebracht. Sie verspürt Befriedigung.

Die Innerschweizerin ist extra für diese Tat nach Zürich gereist. Laut Anklageschrift hat sie sich zuvor schon einige Male in den Zug gesetzt, um in der Limmat-Stadt zuzuschlagen.

Auf die Fragen von Gerichtspräsident Pierre Martin antwortet Caroline H. schnell, klar und präzise. Nach jeder Antwort senkt sie den Kopf. Sie spricht Schweizerdeutsch, braucht Ausdrücke wie «uhuere». Ihr gegenüber sitzen die Eltern und die Schwester der im Parkhaus ermordeten Barbara B.

Richter: «Wie kam es dazu?»
Angeklagte: (spricht leise): «Ich weiss es nicht mehr so genau. Es war ein Sommertag. Warm. Ich ging ins Parkhaus.»

Richter: «Warum?»
Angeklagte: «Ich wollte jemanden erschrecken, und das Parkhaus war eine gute Möglichkeit, weil ich wusste, dass sich die Leute darin ängstigen.»

Richter: «Sie sagen erschrecken?»
Angeklagte: «Es war nicht mein Vorsatz zu töten. Es war das erste Mal und ich traute mich nicht so recht.»

In einer früheren Aussage betonte Caroline H., dass für sie Töten die logische Folge von Erschrecken sei.

Richter: «Sie sahen die Frau. Wie ging es weiter?»
Angeklagte: «Ich ging auf sie zu und hatte das Messer schon in der Hand und hielt es ihr vors Gesicht.»

Richter: «Und was taten Sie daraufhin?»
Angeklagte: «Ich stach zu, bevor sie schreien konnte. Es ging derart schnell.»

Richter: «Und was passierte dann?»
Angeklagte: «Die Frau lag am Boden. Ich bin selber erschrocken und lief weg.»

Richter: «Und was dann?»
Angeklagte: «Da war ein Brunnen. Ich wusch meine Hände und das Messer.»

Richter: «Warum gerade diese Frau?»
Angeklagte: «Purer Zufall. Es war ein idealer Ort. Und sie hatte so laute Schuhe an.»

Richter: «Was hatten Sie danach für ein Gefühl?»
Caroline H: «Ich bin erschrocken. Ich verdrängte es und sagte mir, ich hätte das nur geträumt.»

Richter: «Gab Ihnen der Tod der Frau Befriedigung?»
Angeklagte: «Ja, irgendwie schon.»

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