Am schlimmsten sei derzeit das «Kincaid»-Feuer in Sonoma County, einer Weinbauregion rund 120 Kilometer nördlich von San Francisco, teilten die zuständigen Behörden mit. Die Flammen breiteten sich auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratkilometern aus – grösser als die Fläche Manhattans.
Rund 185'000 Menschen waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Rund 80 Anwesen und mindestens zwei Weingüter brannten ab. Mehr als 2800 Helfer waren im Einsatz.
Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht: Der Nationale Wetterdienst warnte vor gefährlich starken Winden bei gleichzeitig niedriger Luftfeuchtigkeit bis einschliesslich Montag. Diese Kombination könnte zur schnellen Ausweitung der Brände führen, hiess es.
Gewaltige Zerstörungen
In Südkalifornien wütete das «Tick»-Feuer nahe der Stadt Santa Clarita. Zwischenzeitlich mussten rund 40'000 Menschen ihre Häuser verlassen, viele konnten nach kurzer Zeit aber wieder zurückkehren. Bei dem Brand rund 50 Kilometer nördlich von Los Angeles sind bisher 16 Gebäude zerstört und 18 weitere beschädigt worden.
Rund 10'000 Bauwerke gelten weiterhin als gefährdet. Eine Fläche von mehr als 18 Quadratkilometern wurde verkohlt. Mehr als 900 Helfer waren Sonntagabend zur Bekämpfung dieses Feuers im Einsatz. Weder beim «Kincaid»- noch beim «Tick»-Feuer wurden bisher Tote oder Verletzte gemeldet.
Auch im mexikanischen Bundesstaat Baja California – mehrere Hundert Kilometer weiter im Süden – wüteten Waldbrände. Am stärksten betroffen war die Gemeinde Ensenada an der Pazifikküste, wie Mexikos Zivilschutzbehörde am Samstag mitteilte. Am Freitag waren bei Bränden in der Region drei Menschen ums Leben gekommen, vier wurden verletzt. Hunderte Soldaten waren zur Brandbekämpfung im Einsatz.
Stromanbieter beschuldigt
Wegen der hohen Waldbrandgefahr begann der Energieversorger Pacific Gas & Electric (PG&E) am Samstagabend, fast einer Million Haushalte in Nord- und Zentral-Kalifornien den Strom abzustellen. Rund 940'000 Kunden müssen nach Angaben von PG&E bis Montag ohne Elektrizität auskommen – 90'000 mehr als zunächst geplant.
Bei starken Winden droht die Gefahr, dass Strommasten umstürzen oder Äste Leitungen abreissen und somit Feuer auslösen. Der Waldbrand in der nordkalifornischen Ortschaft Paradise, der im November vergangenen Jahres 85 Menschen das Leben gekostet hatte, soll durch defekte Stromleitungen verursacht worden sein.
Gouverneur Gavin Newsom warf dem privaten Versorger PG&E vor, die Blackouts seien das Ergebnis von «jahrelanger Gier, jahrelangem Missmanagement». PG&E habe es versäumt, seine Anlagen zu modernisieren und sicherer zu machen, etwa durch Investitionen in unterirdische Kabel. Newsom kündigte an, das Unternehmen für die wirtschaftlichen Schäden und für die Kosten zur Kasse zu bitten. (kes/SDA)