Frankreich war das erste westliche Land, das Ende der 1970er-Jahre Vergewaltigungen streng bestrafte. Zu verdanken hat es dies einer Frau: Gisèle Halimi.
Die 1927 in Paris geborene und 2020 verstorbene Anwältin setzte sich massgeblich für die Entkriminalisierung der Abtreibung (1974) und die Kriminalisierung der Vergewaltigung (1980) in unserem Nachbarland ein.
1978 brachte sie einen Vergewaltiger im südfranzösischen Aix-en-Provence vor Gericht. Sie wurde beschimpft, gab aber nicht auf und erreichte die Verurteilung der Täter. Zwei Jahre später wurde die Vergewaltigung unter Strafe gestellt.
Im Jahr 2022 beantragten fast 70 französische Parlamentarier, Gisèle Halimi posthum in das Pantheon aufzunehmen, um ihren Kampf und ihre Erfolge für die Sache der Frauen zu ehren. Das Pantheon ist die Ruhmeshalle Frankreichs. Dies hat jedoch eine Kontroverse ausgelöst, weil Frankreich seit dem 1. Januar die Gesetzgebung bezüglich Vergewaltigung wieder gelockert hat – und Halimis Sohn sich deshalb dagegen wehrt, dass seine Mutter unter diesen Umständen geehrt wird.
Vorreiter Spanien
Entgegen den Klischees sind nicht etwa skandinavische Länder Vorreiter beim Umgang mit Sexualverbrechen. Im Gegenteil. Als führend gilt Spanien, wo das Modell «Nur ja heisst Ja» gilt.
Seit vergangenem Sommer wird jede sexuelle Handlung ohne ausdrückliche Zustimmung als Vergewaltigung taxiert. Das Modell ist in Europa noch eine Ausnahme, könnte aber auch in der Schweiz Einzug halten. Darüber hinaus gibt es in Spanien spezielle Gerichte für geschlechtsspezifische Gewalt. Diese haben seit ihrer Einführung im Jahr 2004 über 700'000 Verurteilungen gesprochen.