Die Bewerbung war vielversprechend: Koch Sacha D.* (43) und Servicefachfrau Andrea B.* (33) wollten Pächter des Restaurants Roggengratbad werden. «Es waren junge Leute mit Ausbildung», sagt Dora Herrmann (76), «und sie machten einen seriösen Eindruck.»
Herrmann ist Besitzerin des beliebten Ausflugsrestaurants oberhalb von Wyssachen BE. «Wir freuten uns, eine so gute Nachfolge gefunden zu haben.»
Lange währte die Freude nicht. «Noch vor der Eröffnung brauchten sie Geld und begannen zu lügen», erzählt Dora Herrmann. «Die Frau sagte, sie müsse Besteck und Geschirr bar bezahlen. Die Überweisung des Pensionskassengeldes sei noch nicht da, komme aber bald.» Dora Herrmann streckt 8350 Franken vor. Das Geld hat sie bis heute nicht mehr gesehen.
Das ist nicht alles. Das Paar zahlte nie Miete für das Restaurant. «Vier Monate à 4000 Franken schulden sie mir», sagt Herrmann. Dazu kommt:
«Sie gaben unsere Kaffeemaschine für 3500 Franken in Zahlung, um eine neue für 20 000 Franken zu kaufen. Die haben sie aber auch nie bezahlt. Wir müssen sie nun zurückgeben und bekommen nichts dafür. Die treiben uns noch in den Ruin!»
Auch der Getränkelieferant hat offene Rechnungen. «Das Pärchen war unglaublich dreist, so etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Walter Zaugg (58), Co-Geschäftsführer von Aemme Getränke in Ramsei BE.
Er leitet gerade die Betreibung gegen das Ex-Wirtepaar ein. «Die Frau kam mehrmals zur Weinprobe und bestellte für über 10 000 Franken Wein und Bier.»
Die Händler verlangten eine Anzahlung. Aber: «Sie brachten uns mit geschickten Lügen dazu, ohne Vorschuss zu liefern», sagt Compagnon Roland Gerber (44).
Sacha D. und Andrea B. haben viele Ausreden: Die Bank war gerade geschlossen, Überweisungen klappten nicht. Gerber schickten sie einen Beleg der Postfinance mit einem Saldo von 113 000 Franken – mit dem Hinweis, das Geld komme.
Tausend Franken bezahlt Sacha D. schliesslich – und der Getränkelieferant holt einen Teil seiner Ware zurück. In der Kasse bleibt ein Loch von über 5000 Franken. Drei Jahre wollte sich das Berner Paar geben, um das «Bedli» in Schuss zu bringen. Nach vier Monaten war Schluss.
Die Liste der Gläubiger, die sie hinterliessen, ist umso länger. «Ich kenne 25 Parteien, die auf Geld warten», sagt Beizenbesitzerin Dora Herrmann. Sie will andere warnen.
«Das Paar darf nicht noch mal eine Beiz übernehmen.» Einige Gläubiger haben die Geduld verloren und Anzeige erstattet. Sacha D. und Andrea B. waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.