Autor Thomas Meyer gibt Tipps, wie man die Zertifikatspflicht unterm Weihnachtsbaum durchsetzt
Holen Sie Ihren inneren Abwart raus!

Autor und Ratgeber Thomas Meyer weiss, wie man trotz Zertifikatspflicht ein angenehmes Weihnachtsfest verbringt. Zentral dabei sind klare Ansagen.
Publiziert: 02.12.2021 um 15:41 Uhr
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Blick-Kolumnist Thomas Meyer rät dazu, seinen inneren Abwart rauszuholen.
Foto: Joan Minder
Thomas Meyer

Weil es immer noch Menschen gibt, die Covid-19 überhaupt nicht für gefährlich halten, die Impfung dagegen jedoch sehr, hat sich die Lage erneut verschärft: Auch bei privaten Treffen gilt nun die Zertifikatspflicht. Das heisst, man muss die eigene Familie kontrollieren und einzelnen Mitgliedern je nachdem den Zutritt verweigern. Hier einige Tipps, wie man trotzdem ein angenehmes Weihnachtsfest verbringen kann. Oder gerade deswegen.

1. Vorbereitung

Nachbarinnen und Nachbarn, die penibel auf die Einhaltung der Waschküchenordnung achten und bei Verfehlungen sofort einen freundlichen Brief an das ganze Haus schreiben, sind einerseits leidenschaftlich verhasst – andererseits aber zollt man ihnen heimlich tiefe Bewunderung für ihren Mut und ihren Einsatz für das Gemeinwohl.

Fokussieren Sie also nicht auf den drohenden Totalverlust Ihres Ansehens, sondern auf den wertvollen sozialen Beitrag, den Sie leisten, indem Sie die Zertifikatspflicht bei sich zu Hause durchsetzen. Stellen Sie sich vor den Spiegel und annoncieren Sie laut und deutlich: «Ich bin ein Abwart!» Das fühlt sich erst etwas fremd an, aber schon bald gut und richtig.

2. Durchführung

Schreiben Sie ein E-Mail an die geladenen Gäste, in dem Sie im Ton der Waschküchenordnung klarstellen, dass Sie nur jenen Zutritt gewähren werden, die ein Zertifikat vorweisen. Schieben Sie, falls Ihnen das hilft, alles auf den armen Alain Berset.

Sollte trotzdem jemand ohne Zertifikat auftauchen und irgendetwas von Diskriminierung jammern, handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um jenen Polter-Onkel, der Ihnen mit seiner pubertären Renitenz schon seit Jahren auf die Nerven geht. Nutzen Sie die Gelegenheit, ihn endlich loszuwerden, indem Sie ihm mit amtlicher Beglaubigung den Einlass verweigern. Schieben Sie, falls Ihnen das hilft, alles auf Alain Berset.

3. Nachbereitung

Nun, da allen klar ist, zu welcher Radikalität Sie imstande sind, haben Sie freie Hand. Überlegen Sie sich, nach welchen Regeln Ihre privaten und beruflichen Beziehungen funktionieren sollen, und informieren Sie alle Beteiligten darüber. Stehen Sie offen zu Ihren Bedürfnissen! Wie ein Abwart! Das ist die wahre Freiheit.

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