Autohändler Jacek T. (41) soll Garagisten betrogen haben – und seine Opfer finden
«Ein Skandal, dass dieser Typ wieder frei ist!»

Jacek T. (41) lacht sich wohl ins Fäustchen. Obwohl der Pole im Verdacht steht, Garagisten betrogen zu haben, und deswegen verhaftet wurde, kam er wieder frei. Da spielt es offenbar keine Rolle, dass er bei der Einvernahme meist schwieg und vieles noch unklar ist.
Publiziert: 06.10.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2019 um 09:56 Uhr
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Autohändler Jacek T. (41) steht in Verdacht, mehrere Garagisten betrogen zu haben.
Foto: zvg
Ralph Donghi

Tanzt Jacek T.* (41) allen auf der Nase rum? BLICK-Recherchen zeigen: Der Zuger Autohändler, der letzten März wegen Betrugsverdacht verhaftet wurde, ist auf freiem Fuss. Dies obwohl der Pole zu den Vorwürfen meist schwieg, zum Termin beim Friedensrichter nicht erschien und seinen Firmensitz ins Tessin verlegt hat.

Doch der Reihe nach. Vor gut einem Jahr kam es in der Autohändlerszene zum Knall. Garagisten aus diversen Kantonen bekamen die bei T. bestellten Occasion- und Neuwagen nicht mehr geliefert – obwohl sie ihm wie immer Vorauskasse bezahlt hatten. Das Geld zahlte der Pole nicht zurück. Die Garagisten leiteten Betreibungen ein.

Letzten März deckte BLICK auf, dass T. nicht nur bei Garagisten Schulden hatte. Die totale Schadenssumme belief sich auf etwas über fünf Millionen Franken. Als BLICK Jacek T. damals bei der Arbeit im Kanton Zug besuchte, sagte er: «Ja, meine Firma hat momentan Zahlungsprobleme.» Aber: «Schuld sind meine Lieferanten. Ich versuche, das Problem zu lösen, doch das braucht Zeit.»

Brisante Fragen nicht beantwortet

Die Zuger Polizei reagierte sofort und verhaftete T. kurz darauf. An Privat- und Geschäftsadressen fanden Hausdurchsuchungen statt. Später bestätigte die Zuger Strafverfolgungsbehörde, dass «mehrere Anzeigen gegen den Beschuldigten vorliegen», es «um eine namhafte Schadenssumme» gehe und «ein Strafverfahren wegen Betrugs» laufe.

Laut BLICK-Informationen schwieg T. in der Einvernahme zu brisanten Fragen, etwa warum er die Autos nicht geliefert hatte und warum er den Garagisten das bezahlte Geld nicht zurückzahlte. Und dies, obwohl er seinen eigenen Lieferanten meist nur Anzahlungen leisten musste.

Ein E-Mail an einen Garagisten zeigt, wie T. vorging. Er schrieb: «Die Fahrzeuge werden spätestens 3 Wochen nach der Rechnungszahlung geliefert. Ich muss die Fahrzeuge noch aufbereiten (Parkschäden beheben etc.) und vorführen. Im Anhang send ich Ihnen die Rechnungen mit dem Lieferdatum.»

Wo ist das ganze Geld?

Obwohl die Ermittlungen noch laufen, auch andere Länder in die Untersuchungen einbezogen sind und noch nicht klar ist, wo das ganze Geld ist, kam Jacek T. wieder auf freien Fuss. Seine Anwältin bestätigt, dass er noch im Monat der Verhaftung wieder freikam. Weitere Auskünfte möchten sie und T. nicht geben.

Seit seiner Freilassung schwänzte T. im April einen Termin vor dem Friedensrichter und verlegte seine Firma ins Tessin. Verkauft er weiter Autos, obwohl vor zwei Monaten der Konkurs über seine Firma eröffnet wurde? Noch ist unklar, ob das Konkursverfahren überhaupt durchgeführt werden kann.

Ein paar Garagisten kämpfen jetzt gemeinsam mit einem Anwalt gegen T. Öffentlich reden möchte «aus Angst» keiner. Ein Garagist sagt stellvertretend: «Wir müssen unser Geld wohl vergessen. Zudem ist unsere Justiz eine Farce! Es ist ein Skandal, dass dieser Typ wieder frei ist.»

BLICK hat der Zuger Strafverfolgungsbehörde einen Fragenkatalog geschickt – unter anderem mit der Frage, warum Jacek T. auf freiem Fuss ist. Antwort: «Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, können wir derzeit keine weiteren Auskünfte zum Fall erteilen.»

* Name geändert

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