Anni Albers (1899–1994) liess sich am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin ausbilden, wo Kunst, Kunsthandwerk und Architektur als kreative Einheit betrachtet wurde. Und wo sie unter anderem den Unterricht in Gestaltungslehre von Paul Klee in der Weberklasse besuchte. 1933 floh sie vor den Nationalsozialisten in die USA, wo sie sich als Weberin, Textildesignerin und bildende Künstlerin etablierte.
Für Anni Albers war das künstlerische Experimentieren mit Fäden am Webstuhl (und später auch in Form von Malereien auf Papier) stets eng verbunden mit der Architektur. Das führte unter anderem auch zu speziellen Stoff-Erfindungen, die Ästhetik mit dem praktischen Einsatz verbanden.
1930 fertigte sie im Auftrag des damaligen Bauhaus-Direktors, dem Basler Architekten Hannes Meyer, einen Stoffbehang als akustische Wandverkleidung für die Aula des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau an. Während das Gewebe aus flauschigem Chenillegarn auf der Rückseite den Schall der grossen Halle absorbierte, reflektierten Zellophanfasern auf der Vorderseite das Licht im Raum und strahlten einen silbernen Glanz aus.
Von den USA aus unternahm Albers zahlreiche Reisen in lateinamerikanischer Länder, wo sie sich von der Vielzahl an Mustern und Techniken der Textilverarbeitung inspirieren liess.
Anni Albers war 1949 die erste Textildesignerin, der eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York gewidmet wurde. Für die Ausstellung «Anni Albers Textiles», die in 26 Museen in den Vereinigten Staaten zu sehen war, entwarf sie eine neue Reihe von Textilprototypen.
Das Zentrum Paul Klee präsentiert nun unter dem Titel «Anni Albers. Constructing Textiles» die erste Ausstellung der Künstlerin in der Schweiz. Zu sehen sind bis 22. Februar 2026 neben den bildnerischen Webarbeiten und Malereien auf Papier auch textile Interventionen für die Architektur.