Am vergangenen Wochenende wurde Ernest Quintana nach Angaben seiner Familie mit einem Lungenleiden in das Hospital in Fremont in Kalifornien eingeliefert. Sie sei mit ihm alleine im Zimmer gewesen, als eine Krankenschwester gekommen sei und einen Arzt angekündigt habe, sagte seine Enkelin Annalisia Wilharm am Freitag.
Dann sei ein Roboter hineingerollt und ein Arzt über Videoschalte auf dessen Bildschirm erschienen. Erst habe sie gedacht, das sei Routine, sagte Wilharm – bis der Arzt mit seiner Diagnose angefangen habe: «So, wir haben Ihre Ergebnisse zurückbekommen, und es gibt keine Lunge mehr», zitierte sie ihn. Sie habe wiederholen müssen, was der Arzt gesagt habe, weil ihr Grossvater auf dem rechten Ohr schwerhörig gewesen sei. Der Roboter habe zudem nicht auf die andere Bettseite gehen können.
Familie nach Roboter-Kondolenz verstört
Wilharm machte auch ein Video von der Szene. Darin ist zu hören, wie sie ihrem Opa erklärt: «Also er sagt, dass dein nächster Schritt vielleicht eine Hospizversorgung zu Hause ist. Richtig?» Doch sagt der Arzt: «Wissen Sie, ich weiss nicht, ob er es nach Hause schafft.» Er habe womöglich nur noch Tage zu leben.
Quintanas Familie zeigte sich zutiefst verstört. Die Nachricht, dass ihr Vater keine Lunge mehr habe und am Tropf hängen werde, bis er sterbe, sollte von einem Menschen überbracht werden, nicht von einer Maschine, sagte seine Tochter Catherine Quintana. Doch die Klinik verteidigte die Nutzung von Telemedizin. So sei es in der Einrichtung üblich, dass eine Pflegekraft oder ein Arzt während der Fernberatung im Zimmer sei. Die Technik sei kein Ersatz für direkte Gespräche zwischen mit Patienten und deren Verwandten.
Die abendliche Diagnose für Quintana sei zudem ein Nachklapp zu vorangegangenen Arztbesuchen gewesen, teilte Michelle Gaskill-Hames von der Krankenhausverwaltung in Alameda County mit.
Palliativ-Arzt nimmt Telemedizin in Schutz
Steve Pantilat, Chef der Abteilung für palliative Medizin an der University of California, nahm die Telemedizin ebenfalls in Schutz. Die Details im vorliegenden Fall kenne er zwar nicht, doch habe die Robotertechnologie schon wahre Wunder für Patienten und deren Familien bewirkt – gerade wenn einige zu entfernt für persönliche Besuche lebten.
Die Gespräche über Videoschalte seien warm und intim, fügte er hinzu. Dafür zeichneten nicht alle persönlichen Beratungen durch Mitgefühl aus. «Ganz egal wie gut wir schwierige Nachrichten rüberbringen - es ist traurig und schwer zu ertragen.»
Ernest Quintana starb am Dienstag, zwei Tage nach seiner Einlieferung in die Intensivstation. Er wurde 78 Jahre alt. (SDA/szm)