Mafia-Killer schiesst auf dreijähriges Mädchen
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Schock-Video aus Neapel:Killer steigt zweimal über angeschossene Noemi (3)

Schock-Video nach Schüssen in Neapel
Hier steigt der Mafia-Killer über die blutende Noemi (3)

Nach dem schockierenden Blutbad mitten in Neapel, bei dem auch eine kleines Mädchen schwer verletzt wurde, kocht in der Hafenstadt der Volkszorn hoch.
Publiziert: 06.05.2019 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2019 um 15:54 Uhr
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Die kleine Noemi (3) war mit ihrer Mutter zur falschen Zeit am falschen Ort. Am Freitag, dem 3. Mai, gegen 17 Uhr wird sie versehentlich von einem Mafia-Killer niedergeschossen.
Foto: Facebook
Myrte Müller

Die Bilder der Videoüberwachung sind unerträglich. Sie zeigen eine Strasse in Neapel am helllichten Tag. Menschen stehen auf dem Trottoir. Auch ein kleines Mädchen. Ein kräftiger Kerl mit Helm und schwarzer Lederjacke taucht vor der Linse auf. Er hat eine Pistole in der Hand. Er lädt sie durch. Ein anderer Mann mit Handy am Ohr beginnt, um sein Leben zu rennen. Der Killer ballert los. Das kleine Mädchen sackt in sich zusammen. 

Der Mafioso hat es angeschossen. Einfach so. Und es lässt ihn völlig kalt. Er verfolgt den Mann, den er töten will. Dabei steigt er über den kleinen Körper des Kindes hinweg. Die Video-Kamera läuft weiter. Der Killer kommt zurück. Er hat seinen Mafia-Rivalen Salvatore Nurcaro mit sechs Schüssen niedergestreckt. Wieder steigt er über Noemi (3) hinweg, als ob sie ein Stück Holz wär. 

Erst als der Mörder verschwindet, wagt sich der Wirt des «Caffè Elite» vor die Tür und schaut nach dem angeschossenem Kind. «Die Kleine jammerte, das Bäuchlein täte ihr weh», sagt Salvatore Leazza, «wir haben ihr Zuckerwasser gegeben.» Erst später habe Noemis Mama das Einschussloch im Brustkorb der Tochter entdeckt.

«Lasst uns Neapel entwaffnen»

Während die Ärzte noch immer um das Leben der Dreijährigen bangen, kocht in der Stadt am Vesuv der Volkszorn hoch. Am Sonntagmorgen strömen 1000 Menschen an den Ort des Blutbades. Die Piazza Nazionale füllt sich. «Noemi, halt durch», brüllen die Demonstranten ins Megaphon. Auf grossen Transparenten fordern sie: «Lasst uns Neapel entwaffnen!»

«Die Camorra darf nicht unsere Leben und das Leben unserer Kinder zerstören», rufen die empörten Bürger. Ganz Neapel solle angesichts dieses schrecklichen Zwischenfalls auf die Strasse gehen. Unter ihnen sind Familien, die ebenfalls Angehörige wegen der Mafia verloren haben. «Wir wollen nicht, dass sich Noemi in diese Liste einreiht», sagt einer der Demonstranten.

Unter den Demonstranten ist auch der Sohn eines Paten

Mittendrin marschiert ein «Camorrista» mit. Antonio Picirillo (23) ist Sohn eines berühmten Paten der Camorra. Das aber will er nicht sein. Im Schulterschluss mit der protestierenden Masse schimpft er: «Die Camorra ist abscheulich!» Er sei 23 Jahre alt und müde, der «Sohn von...» zu sein. «Eltern, die Böses tun, sind keine guten Eltern», sagt Picirillo, «sie verbauen die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder.» Dann fordert er die Camorra-Söhne auf, sich gegen ihre Mafia-Väter zu wenden. «Unsere Eltern taugen nichts», ruft Picirillo weiter und hält ein Banner hoch, auf dem steht: «Die Camorra ist ein grosser Haufen Mist.»

Auch der Bürgermeister von Neapel lässt in seiner Wut und Ohnmacht Dampf ab. In einem langen Post auf Facebook schimpft er auf einen unfähigen Innenminister. Matteo Salvini würde nur Hass und Aggressionen säen, würde die Schwachen bekämpfen, die Starken aber nicht antasten. «Salvini hat das Land unsicherer und gewalttätiger gemacht», schreibt Luigi De Magistris (51) im Netz. Die TV-Serie Gomorra, die die Camorra verherrlicht, hat der Politiker ebenso im Visier. Er fordert: «Helft uns die Scheiss-Helden von Gomorra zerstören!»

Sogar auf dem Fussball-Platz kommt es zu stummen Protesten. Im Spiel gegen Cagliari rollten gestern die Neapel-Fans ein grosses Banner aus. «Schweigen für Noemi», steht darauf. Doch gegen die Mafia will Neapel nicht länger schweigen. 

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