Passagiere motzen über 50'000-Franken-Kreuzfahrt
Piraten-Training statt Pool-Party

Aus Furcht vor einem Piraten-Angriff fuhr ein Luxuskreuzer ohne Beleuchtung. Nächtliche Shows wurden abgesagt, Vorhänge geschlossen. Die Passagiere mussten Anti-Piraten-Trainings machen.
Publiziert: 11.08.2017 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:26 Uhr
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Kein Licht, keine Musik, zugezogene Vorhänge: Das Kreuzfahrtschiff Sea Princess wurde für zehn Tage zum Geisterschiff.
Foto: Sea Princess

So hatten sich die fast 2000 Passagiere des Kreuzfahrtschiffs Sea Princess ihre Reise bestimmt nicht vorgestellt: Aus Angst vor Piratenangriffen wurde der Luxuskreuzer zum furchteinflössenden Trainingsschiff – für zehn Tage. 

Auf der Fahrt durch den Indischen Ozean, das Arabische Meer und den Golf von Aden in Richtung Suezkanal herrschte von morgens bis abends Finsternis. «Das Schiff war in Dunkelheit gehüllt», sagte Carolyne Jasinski, eine Australierin, die an Bord war.

Den verängstigten Passagieren, die bis zu 50'000 Dollar für die Reise bezahlt hatten, wurde befohlen, Licht und Musik auszuschalten, wie «Daily Mail» schreibt. Statt Partys an Deck, Open-Air-Kinos, Liveshows oder einem nächtlichen Sprung in den Pool war ein Anti-Piraten-Training angesagt. 

«Es wurde schnell klar, dass die Bedrohung durch Piraten kein Spass war», sagt Jasinski. Vor allem, als der Alarm ertönte und die Crew Instruktionen diktierte.

Schutz im Gang suchen

Während der Übungen mussten sich die Passagiere etwa auf den Boden sitzen und sich an einem Geländer festhalten – für den Fall, dass das Schiff den Piraten ausweichen muss. Und: Bei einem Angriff hätten die Passagiere ihre Balkontür und Zimmertür schliessen und im Gang Schutz suchen müssen – so wären immerhin zwei Türen zwischen den Piraten und den Reisenden gewesen.

Laut einem Sprecher der Reederei wurden die Massnahmen aus Sicherheit und nicht wegen einer direkten Bedrohung vorgenommen. Solche Massnahmen seien üblich, wenn ihre Schiffe diese Region passierten. Glücklicherweise gab es denn auch keinen Angriff.

2009 wurde ein Kreuzfahrtschiff angegriffen

Unbegründet ist die Vorsichtsmassnahme  nicht. Bekannt ist etwa ein Fall von 2009, als Piraten die MSC Melody angriffen. Die Crew und ein Teil der 1500 Passagiere konnten den Angriff abwehren. Als Piraten das Schiff zu entern versuchten, bewarfen sie die Angreifer etwa mit Tischen und Liegestühlen. (bsh)

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