Im Einkaufszentrum Winterkirsche im sibirischen Kemerowo forderte am vergangenen Sonntag ein Flammeninferno mindestens 64 Menschenleben – darunter viele Kinder. Am Dienstagmorgen reist nun der russische Präsident Wladimir Putin an, um der Opfer zu gedenken.
Vor dem Einkaufszentrum stapeln sich Blumen, Plüschtiere, Fotos und Luftballons. Putin sprach den Familien der Opfer sein persönliches Beileid aus. Der Präsident legte in Stille einen Strauss roter Rosen nieder. Zudem traf er sich mit Ortsansässigen und Opferfamilien.
Kritik wegen «krimineller Nachlässigkeit und Schlamperei»
Das Treffen mit den Behörden beginnt mit einer Schweigeminute. Dann kritisiert Putin die Sicherheitsmassnahmen, wie das Nachrichtenportal «Sputnik» berichtet. «Die Leute kamen her, um sich mit ihren Kindern zu entspannen. Wir haben hier so viele Menschen verloren. Warum? Wegen krimineller Nachlässigkeit und Schlamperei», so Putin.
Putin ordnete zudem eine rechtliche Beurteilung aller beteiligten Führungskräfte an. Das russische Ermittlungskomitee hat mehrere Strafverfahrern wegen Nachlässigkeit und Brandschutzverletzungen eröffnet. Der offizielle Grund der Feuersbrunst muss noch bestimmt werden. Berichte deuten jedoch darauf hin, dass es von einem Kind ausgelöst worden sein könnte, das mit einem Feuerzeug oder mit defekten elektrischen Leitungen spielte.
Zweifel an Opferzahl
Ausserdem zweifeln die Leute an der offiziellen Zahl der Toten und sprechen von mindestens 170 Opfern. Auf Twitter kursieren aufgezeichnete Telefongespräche von Rettungsdiensten. Angeblich sollen bereits in der Nacht auf Montag mindestens 170 Tote ins Leichenhaus gebracht worden sein. Davon seien rund 30 erwachsene Personen gewesen. Der Rest seien Kinder.
Die Tragödie habe bereits eine Reihe von Überprüfungen der Einhaltung der Brandschutzvorschriften im ganzen Land ausgelöst. Das Feuer in Kemerowo war eines der tödlichsten Brände in Russland in den letzten Jahren. Andere fanden 1999, 2007 und 2009 in Samara, der Region Krasnodar und in Perm statt. (szm)