Als die Polizisten in Moskau die Wohnung öffnen, verschlägt es ihnen den Atem. Am Boden türmen sich Berge von Müll, Kakerlaken, Fäkalien und mittendrin sitzt ein fünfjähriges Mädchen. Die kleine Ljuba Garaschenko lebte tagelang alleine in der Wohnung, ohne Wasser und ohne Nahrung, berichtet das russische Portal «Mash».
Als sie das unaufhörliche Weinen des Kindes hörten, alarmierten die Nachbarn die Behörden. Die Tür wurde aufgebrochen und das Kind gerettet. Ljuba trug nur eine Mütze und ein schmutziges T-Shirt. Sie brachten das Mädchen ins Spital auf die Intensivstation. Sie sei unterernährt, dreckig und menschenscheu gewesen. «Sie kann gar nicht sprechen», sagt eine Nachbarin gegenüber «Ren TV». Deswegen bekam sie in den russischen Medien den Übernamen «Mogli», wie aus dem Dschungelbuch. Um ihren Hals trug die Fünfjährige einen Spiral-Haargummi. Ein Teil des Plastiks war in die Haut eingewachsen. Ausserdem litt das Mädchen an einer Ohrenentzündung.
Behörden schon vor einem Jahr informiert
Ihre Mutter Irina (47) soll den Nachbarn zufolge in den letzten Jahren die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, nachdem ihr Freund aus dem Land in die Ukraine abgeschoben wurde. Dass die so gepflegt aussehende Frau aber ihr Zuhause in ein Messie-Heim verwandelt, hätte ihr keiner zugetraut. «Das, was ich in den Zimmern zu sehen bekam, passt so gar nicht zu meinem Bild von ihr», sagt eine Nachbarin.
Die Nachbarn hatten Ljuba zum letzten Mal vor drei Jahren gesehen, als die Mutter mit ihr draussen spielte. Seither sei das Kind offenbar nie mehr draussen gewesen. Vor einem Jahr hatten die Nachbarn bereits die Behörden alarmiert. Doch weil ihnen bei ihren Besuchen keiner die Tür öffnete, liessen sie die Sache im Sand verlaufen.
Mutter verhaftet
Die Mutter selber soll nicht ständig in der Wohnung leben. All paar Tage schaute die Putzfrau in der Wohnung vorbei und liess ihrer Tochter etwas zu essen und zu trinken da. Kurze Zeit, nachdem die Fünfjährige aus der Messie-Hölle befreit wurde, tauchte auch die Mutter auf. Sie sei sehr verwundert darüber gewesen, dass die Tür aufgebrochen war und meinte, dass man sich «umsonst Sorgen mache». Es sei alles in Ordnung, sagte sie dem Polizisten. Sie habe ihr Kind nur so lange alleine gelassen, weil sie wegen ihrer Schulden viel arbeiten musste.
Dieser war jedoch einer anderen Meinung und liess die 47-Jährige verhaften. Nun ist die Frau wegen versuchten vorsätzlichen Mordes angeklagt. (man)