Sie wollten den perfekten Tag verbringen, doch es kam ganz anders: Die Studentin Jeanne Huet (22) und ihre Freundin Marion Canneval werden am 8. September im Musée d'Orsay in Paris am Eingang gestoppt.
Nachdem sich Huet mehrmals nach dem Grund erkundigt, werden laut «The Lily» der Sicherheitsdienst und der Manager des Museums aufgeboten. Huet wird letztendlich dazu angehalten, sich eine Jacke anzuziehen und den Reissverschluss so weit wie möglich hochzuziehen.
Sie fragt daraufhin, ob ihre Brüste das Problem seien. Das Personal bleibt ihr jedoch eine Antwort schuldig. «Es war dieser absurde Moment, als jeder auf meine Brüste starrte. Aber niemand sagte, sie seien das Problem», sagt Huet.
Hypersexualisierung in Frankreich
Normalerweise nimmt Huet die Sexualisierung mit einem Augenrollen hin. Doch dieser spezifische Fall im Museum fühle sich anders an, da die Sexualisierung von einer nationalen und respektierten Institution komme, sagt sie.
In einem offenen Brief wendet sich Huet am Tag darauf an das Musée d'Orsay: «Ich frage mich, ob sich die Mitarbeiter bewusst sind, bis zu welchem Punkt sie mich sexualisiert haben, als sie mir den Eintritt verwehrten. Dachten sie wirklich, es sei ihr Recht, mich so respektlos zu behandeln?»
Der offene Brief erregt landesweit Aufmerksamkeit. Neben Protesten gegen das Museum wird auch eine nationale Kampagne lanciert. Diese kämpft gegen restriktive Kleidungsvorschriften, die überproportional gegen Frauen gerichtet sind.
Das Museum meldet sich daraufhin zu Wort: «Wir sind auf einen Vorfall aufmerksam geworden, der sich bei einer Besucherin im Musée d'Orsay ereignete. Wir bedauern dies zutiefst und entschuldigen uns bei der betroffenen Person, mit der wir Kontakt aufnehmen.»
«Frauen werden wie Objekte behandelt»
Huet möchte nicht, dass die Menschen ihre Erfahrung im Museum als Einzelfall sehen, denn Hypersexualisierung passiere in Frankreich jeden Tag. Die erste Erfahrung macht Huet bereits mit 13 Jahren: Ein Fremder pfeift ihr auf offener Strasse nach.
Sie glaubt, dass diese Art von Belästigung auf der Strasse mit der Erfahrung im Museum zusammenhängt. «In beiden Fällen bin ich ein Individuum, das nicht gefragt wurde, ob es sexualisiert werden möchte. Frauen werden wie Objekte behandelt.» (myi)