Das Leben der Australierin Emma Carey (25) veränderte sich schlagartig, als sie bei Interlaken BE mit dem Fallschirm abstürzte. Das war 2013 und Carey seither gelähmt. Ihre Wirbelsäule war an zwei Stellen gebrochen, die Ärzte prophezeiten der jungen Frau ein Leben im Rollstuhl. Doch dank mehrerer Operationen und Trainings konnte sie rund ein Jahr nach dem Unfall ohne Hilfsmittel laufen (BLICK berichtete).
Jetzt ist sie an den Unglücksort zurückgekehrt und spricht über die letzten fünf Jahre.
«Dieser Ort veränderte mein Leben auf eine Weise, an die ich mich auch fünf Jahre danach noch gewöhnen muss. Aber ich bin so glücklich, dass ich hier heute stehen kann», schreibt sie unter das Instagram-Foto, das sie auf der Unglückswiese zeigt.
«Als ich hier ankam und mich umgesehen habe, war alles, was ich denken konnte: Wie zum Teufel konnten wir überleben? Wie konnten wir so glücklich sein, auf dem Gras zu landen? Das Feld ist umgeben von Alpen, Bäumen, Felsen, Seen und Gebäuden», schreibt Emma. Auf Instagram postet sie nicht nur aktuelle Bilder von sich auf der Wiese, sondern auch Aufnahmen, die unmittelbar nach dem Sturz gemacht wurden.
«Der Boden hat mich nicht gebrochen, sondern aufgefangen»
Während des Tandem-Sprungs haben sich die Leinen des Fallschirms und auch des Reserveschirms um den Hals ihres Instruktors verheddert, sodass er keine Luft mehr bekam und während des Falls das Bewusstsein verlor. Carey stürzte fast ungebremst auf die Erde. «Dann lag ich plötzlich mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, mit einem bewusstlosen Mann auf meinem Rücken», schrieb sie damals. Als sie sich befreien wollte, realisierte sie, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte.
Die damals 20-Jährige landete zwei Meter neben dem Asphalt. Auf Instagram schreibt sie nun: «Da realisierte ich, dass dieser Boden mich nicht gebrochen, sondern mich aufgefangen hat.» Dieser Unfall habe sie gelehrt, dass das eigene Glück von der Perspektive abhängt. Ob man dankbar dafür sei, auf dem Gras gelandet zu sein oder verärgert, dass man nicht auf den Füssen landete. Ein Freund habe ihr mal gesagt: «Der Boden war hart genug, um dich zu verändern, aber weich genug, um dich zu erhalten.»
Emma zeigt Folgen der Inkontinenz
Carey kann zwar wieder laufen und ein beinahe normales Leben führen. Doch ihre Rückenmarksverletzung machte sie komplett inkontinent. Wie sich ihr Alltag dadurch verändert hat, dokumentiert sie in den Instagram-Storys.
Da sie keine Kontrolle über ihre Blase und ihren Darm habe, wache sie jeden Morgen nass auf. Deswegen schlafe sie nur auf waschbaren Unterlagen und trage spezielle Inkontinenzbinden. «Ich kann nicht mehr fühlen, wann ich auf die Toilette muss, ich kann auch nicht mehr drücken. Ich erinnere mich ehrlich gesagt gar nicht mehr daran, wie das geht. Und es passieren mir viele Unfälle, da ich nicht weiss, wann es losgeht», erzählt sie. Ohne Hemmungen zeigt sie auf Instagram ihre Katheter und die Klistierspritzen.
Trotz der Einschränkungen und Umstellungen sieht Emma Carey das Glas aber als halb voll an. Sie habe «vergeben und Mitgefühl entwickelt, statt Wut zu hegen und ein hasserfülltes Leben zu führen». (man)