Eine Seniorin schaut mit stechendem Blick in die Kamera, trägt eine Maske und hält frech einen Mittelfinger in die Luft. Dazu der Text: «Der erhobene Zeigefinger für alle ohne Maske. Wir halten die Corona-Regeln ein.»
Seit September versucht der Berliner Senat, Verstösse gegen die Corona-Regeln mit Humor und Witz zu unterbinden. Die Mitttelfinger-Kampagne geht nun aber vielen zu weit.
«Ehrverletzung und Volksverhetzung»
Laut der «Welt» erschien das Motiv der frechen Seniorin an diesem Dienstag in den verschiedensten Tageszeitungen und sorgt in den sozialen Medien für Diskussionen – und Kritik.
Der Berliner Einzelabgeordnete Marcel Luthe (ehemals FDP) hat Anzeige bei der Polizei erstattet. In dieser heisst es, der Senat und das Stadtmarketing hätten mit dem Motiv in «einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, gegen Teile der Bevölkerung zum Hass aufgestachelt».
Weiter sieht Luthe laut der Zeitung darin Volksverhetzung und Ehrverletzung, denn: Der Mittelfinger richte sich an alle Menschen ohne Maske, also auch an solche, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen müssen. Zudem bestehe in Deutschland noch keine allgemeine Maskenpflicht. Die Spaltung der Gesellschaft durch die Landesregierung müsse ein Ende haben.
Kampagne wird fortgeführt – mit anderen Motiven
Unterstützung bekommt die Kampagne von Thomas Isenberg, Gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Gegenüber der «Berliner Zeitung» sagt er: «Ich empfinde es de-facto als versuchte Körperverletzung, wenn jemand in meiner Nähe keinen Mund-Nasen-Schutz trägt, obwohl nötig. Deshalb ist die Kampagne genau richtig!»
Christian Tänzler, Sprecher des Stadtmarketings, räumt gegenüber der «Welt» ein, dass die Seniorin mit dem Mittelfinger ein provokantes Motiv sei. Zusätzlich erwähnt er die steigenden Fallzahlen. «Wir versuchen, durch die Kampagne Risikogruppen, insbesondere Ältere, zu schützen. Es war nicht unsere Absicht, Menschen, die keine Maske tragen können, vor den Kopf zu stossen.» Deshalb werde die Kampagne mit anderen Motiven weitergeführt.
Andere Länder, andere Methoden
Andere Länder bleiben in ihrem Kampf gegen Maskenverweigerer nicht nur bei Worten und Plakaten: In Venezuela werden Maskenverweigerer mit Sozialdienst bestraft. Sie müssen während der Arbeit einen Zettel mit der Aufschrift «Ich muss Sozialdienst leisten, weil ich keine Maske getragen habe» auf dem Rücken tragen.
In Indonesien kann man zwischen verschiedenen Bestrafungen wählen. Darunter: Gräber schaufeln oder sich gleich selbst für rund eine Minute in einen Sarg legen! (myi)