Der Brief, den Iain Macnab von den Behörden in Schleswig-Holstein erhalten hat, ist unmissverständlich: Sobald die Briten aus der EU austreten, muss auch er als Bürgermeister der Mini-Gemeinde Brunsmark im Kreis Herzogtum Lauenburg abdanken.
Macnab (69) ist nämlich Schotte. Ist der EU-Austritt vollzogen, ist er von einem auf den anderen Tag kein EU-Bürger mehr und somit nicht mehr berechtigt, sein Amt auszuüben. Brunsmark hat 160 Einwohner, sein Amt als Bürgermeister übt Mcnab ehrenamtlich aus.
Schotte bleibt Schotte
Der Schotte findet das «bizarr», schliesslich lebe er schon seit 43 Jahren in Deutschland und bezahle da auch Steuern. Gegenüber der deutschen Presseagentur DPA sagt er: «Ich finde das sehr schade, denn ich bin gerne Bürgermeister und würde es auch gerne weiter bleiben. Aber Gesetz ist nun mal Gesetz.»
Daran, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, denkt der Bürgermeister mit britischem Pass allerdings bis heute nicht. «Ich bin seit fast 70 Jahren Schotte, warum sollte ich das jetzt ändern?»
Ein Whisky zum Schluss
Der IT-Unternehmer wohnte zuerst in Hamburg und lebt seit 1992 mit seiner deutschen Ehefrau und zwei Kindern in Brunsmark. Seit 2003 sitzt er in der Gemeindevertretung. 2008 machten die Wähler den Schotten zum Bürgermeister, 2018 gewann er das Amt auf weitere fünf Jahre.
Er hält den EU-Austritt für einen schweren Fehler und befürchtet ein Auseinanderbrechen des Königreichs. Noch immer hofft er darauf, dass der Brexit abgeblasen wird. Wenn nicht, weiss er genau, wie er aus seinem geliebten Amt scheiden wird: «Wenn es so weit ist, werde ich den Schlüssel für mein Büro abgeben und einen schönen schottischen Whisky trinken.»
Der EU-Austritt wurde schon zwei Mal verschoben. Derzeit gilt eine «flexible» Verschiebung bis zum 31. Oktober, die den Briten auch einen Austritt vor diesem Termin ermöglicht. (gf)