Dieses Video ist der Auslöser für die Regierungskrise
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Polit-Knall in Österreich:Dieses Video ist der Auslöser für die Regierungskrise

«Bist du deppert, die is schoaf»
Strache-Lockvogel kassierte 7000 Euro pro Tag

Die Studentin auf dem Ibiza-Video konnte sich mit ihrer Rolle als Oligarchen-Nichte ihr Sackgeld massiv aufbessern. Täglich soll sie 7000 Euro kassiert haben.
Publiziert: 29.05.2019 um 17:35 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2019 um 17:40 Uhr
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«Die is schoaf!» HC Strache und Gudenus' Frau Tajana (sitzend) empfangen die angebliche Oligarchen-Nichte.
Foto: Screenshot
Guido Felder

Stück für Stück kommen Einzelheiten über das Ibiza-Video ans Tageslicht, das in Österreich zu einer Regierungskrise geführt hat. Auch zur angeblichen Oligarchen-Nichte, der FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache (49) Versprechungen für Staatsaufträge machte, gibt es neue Details.

Es soll sich laut der Sendung «Fellner! Live» vom Dienstag auf «oe24.at» um eine Studentin handeln, die in Bosnien Agrarwissenschaften studiert und somit mit Straches Kumpel Johann Gudenus (42) auf Augenhöhe über Jagd- und Forstwirtschaft diskutieren konnte. Die Frau, die sich Aljona Makarowa nannte, hatte ja angegeben, Gudenus’ Jagdgrundstück kaufen zu wollen. Sie spricht vier Sprachen, darunter perfekt Russisch.

Straches Ex-Bodyguard nannte Details

Bei «Fellner! Live» zu Gast war Professor Gert Schmidt, der auf eigene Faust in dieser Angelegenheit recherchiert und schon mehrere österreichische Politskandale aufgedeckt hat. Schmidt nennt in der Sendung die Summe, welche die Frau für ihre Schauspielrolle kassiert haben soll: 7000 bis 8000 Euro pro Tag!

Die Detailkenntnisse über die FPÖ-Politiker stammten von einem ehemaligen Bodyguard Straches. Die ganze Inszenierung des Videos ging von zwei Sicherheitsexperten aus, die auf Konzerne und Industriespionage spezialisiert waren und neue Einnahmequellen suchten. Bevor sie sich an die Arbeit machten, ermittelten sie das Profil von Straches Frauentyp, dem jener der Studentin offenbar entsprach. Strache sagt im Video jedenfalls zu seinem Kollegen Gudenus: «Bist du deppert, die is schoaf.»

Nachdem ein Wiener Anwalt Strache und Gudenus mit der angeblichen Oligarchen-Nichte bekannt gemacht hatte, kam es 2017 zum Treffen in der Villa auf Ibiza. Das Gebäude war bereits verwanzt, weil es schon früher für verdeckte Ermittlungen gegen Betrüger und Dealer benutzt worden sei. Um die Zunge der FPÖ-Politiker zu lockern, wurden den beiden laut Gert Schmidt gezielt flüssige Substanzen in die Getränke gekippt, die eine euphorische Stimmung auslösen.

Ein Schweizer im Spiel?

Mit den brisanten Aufnahmen in der Hand, klopften die Drahtzieher bei verschiedenen Medienhäusern an mit der Absicht, 1,5 bis 2 Millionen Euro zu kassieren. Da niemand anbiss, versuchten es die Video-Produzenten später erneut. Laut Gert Schmidt ist das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) darauf eingestiegen und hat 600'000 Euro in Krügerrand-Goldmünzen bezahlt. Für diesen Deal sei ein 18 Seiten dicker Vertrag angefertigt worden. Wer das Geld gesponsert habe, sei Schmidt nicht bekannt.

Das deutsche ZPS ist in der Schweiz nicht unbekannt. Dessen Kopf ist der schweizerisch-deutsche Aktionskünstler Philipp Ruch (38), der schon mit dem Inserat «Tötet Roger Köppel» in der Schweiz für Wirbel sorgte. Das ZPS, das sich dem Kampf gegen Rechts verschreibt, streitet allerdings ab, mit der Sache zu tun zu haben.

Schmidt gab bekannt, dass der Aufwand für die ganze Inszenierung Kosten von 380'000 Euro verursacht habe. Bisher sind nur sieben Sequenzen des siebenstündigen Video bekannt, die restlichen Aufnahmen befinden sich immer noch in den Händen der Drahtzieher. Möglicherweise wird man sie nie zu sehen bekommen. Denn Schmidt behauptet: «Die Produzenten wollen die Aufnahmen vernichten, weil sie damit nicht mehr in Verbindung gebracht werden wollen und Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen haben.»

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