Ermittlungserfolg im deutschen Datenklau-Skandal: Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen. Die Festnahme erfolgte offenbar bereits am Montagmorgen. Um 14 Uhr hat Innenminister Horst Seehofer (69) über den Stand der Ermittlungen informiert.
Der Verdächtige ist nach Informationen des «Spiegel» ein 20 Jahre alter Mann aus Mittelhessen, der noch bei seinen Eltern lebt. Er steht im Verdacht, hunderte Datensätze von Politikern und Prominenten im Internet veröffentlicht zu haben.
War dem Tatverdächtigen das Ausmass bewusst?
In ersten Vernehmungen zeigte sich der Mann laut Medienberichten voll geständig. Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. «Das ganze Ausmass seiner Aktion war ihm offenbar gar nicht bewusst», zitiert der «Spiegel» einen Ermittler.
Auf die Spur kamen die Fahnder dem jungen Mann laut «Spiegel» durch Informationen von Zeugen und digitalen «Fussabdrücken», die der Verdächtige im Internet hinterlassen hat. Als die Polizei am Sonntagabend seine Wohnräume durchsuchte, hatte der Tatverdächtige seinen Computer bereits zerstört.
Auch Angela Merkel und Jan Böhmermann sind betroffen
«0rbit», wie sich der Datendieb auf Twitter nannte, hatte in der Vorweihnachtszeit wie bei einem Adventskalender täglich private Daten wie Handynummern, Privatadressen und Kinderbilder veröffentlicht. Bis auf die rechtspopulistische AfD sind alle Parteien von dem Hacker-Angriff betroffen – auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zudem wurden Prominente wie Jan Böhmermann und Til Schweiger Opfer des Datendiebstahls.
Nach den ersten Befürchtungen, russische Hacker könnten hinter dem Angriff stecken, wurde bekannt, dass mehrere junge deutsche Youtuber und Twitter-User in Kontakt zu «0rbit» standen. Gegenüber BLICK sagte der Journalist und Youtuber Tomasz Niemiec (20), er kenne den Hacker aus einem alten Freundeskreis: «Er war zunächst ein flüchtiger Bekannter. Irgendwann fiel mir auf, dass er den einen oder anderen grossen «Dox» gemacht hat, um grosse Unternehmen und Youtuber anzugreifen.»
Das steckt wirklich hinter dem Hacking-Angriff
«Doxing» ist eine Art von Belästigung und Mobbing im Internet. «Doxer» sammeln auf legale und illegale Weise möglichst viele private Daten über eine Person oder ein Unternehmen zu sammeln und veröffentlichen den Datensatz gezielt, um den Opfern zu schaden. Viele der veröffentlichten Informationen waren frei zugänglich – etwa Festnetznummern, E-Mail-Adressen und Namenslisten von Parteien und Ortsverbänden.
Am Sonntagmorgen durchsuchte Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) die Wohnung des 19-jährigen Jan Schürlein in Heilbronn. Der IT-Angestellte aus Süddeutschland hatte auf Twitter behauptet, schon länger mit Datendieb «0rbit» in Kontakt zu sein. Im Verfahren gilt er als Zeuge und kooperiert offenbar mit den Behörden. (kin)