Es sind alarmierende Anzeichen. Die Berichte über junge Menschen, die schwer unter der vom Sars-Cov-2-Coronavirus verursachten Krankheit Covid-19 leiden, häufen sich. Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagte es am Donnerstag klar: Es gibt auch jüngere Menschen auf den Intensivstationen, die beatmet werden müssen. «Und auch bei diesen ist die Chance da, dass sie sterben könnten», so der Zuständige für übertragbare Krankheiten beim Bund.
Im Internet hat ein 31-jähriger Coronavirus-Patient akribisch seine Leidensgeschichte protokolliert. Der Mann, der seinen Namen nicht bekanntgibt, hatte keine Vorerkrankungen. Trotzdem kämpfte er um sein Leben. Dies ist sein Protokoll des Schreckens:
3. März: Erkrankung ähnlich einer Bronchitis beginnt. Trockener Husten, kein Fieber.
5. März: Niedriges Fieber beginnt, aber ich denke immer noch an Bronchitis.
6. März: Fieber steigt innerhalb einer Stunde von 37,7 auf 38,9 Grad, denke, es sei eine Grippe, Tamiflu allein helfe da wohl nicht mehr weiter. Bleibe zur Symptombehandlung zu Hause.
9. März: Fieber von bis knapp 39 Grad dauert an, kann keine Grippe sein, gehe zum Notarzt, Lungenentzündung wird diagnostiziert, Behandlung mit Levaquin.
11. März: Drei Dosen Levaquin intus, keine Verbesserung der Symptome, gehe zur Notaufnahme. Zugelassen, danach Abstrich auf Covid-19, bekomme intravenös Antibiotika, Computertomografie der Brust zeigt Lungenentzündung.
12. März: Werde in einen Raum gebracht und über eine Nasenkanüle mit Sauerstoff versorgt, ein Liter pro Minute. Ich kann auf meinem Atem-Messgerät nur 500 erreichen. Zum Vergleich: Mit meiner gesunden Lunge würde ich 4000 machen.
13. März: Die Sauerstoffsättigung beginnt abzunehmen, die Sauerstoffzufuhr wird auf zwei Liter pro Minute, dann drei Liter pro Minute und schliesslich auf 5 Liter pro Minute erhöht. Mit fünf Litern Pro Minute liegt die Sauerstoffsättigung bei 88 Prozent. Es wird beschlossen, ein Hochdurchflussgerät (Vapotherm) zu verwenden und mich auf die Intensivstation zu verlegen. Die Zufuhr liegt jetzt bei 40 Litern pro Minute und 60 Prozent Sauerstoff. An diesem Punkt erschrecke ich, denn Vapotherm ist alles, was noch zwischen mir und dem Beatmungsgerät steht. Das ist der Moment, in dem ich zu Hause gestorben wäre, wenn ich nicht rechtzeitig ins Spital gekommen wäre. Ich hätte einen Atemstillstand in meinem Bett erlitten.
14. März: Habe einen schlimmen Hustenanfall, meine Sauerstoffsättigung sinkt auf etwa 80 Prozent. Ich brauche immer noch 40 Liter pro Minute und 60 Prozent. Versuche, nach Luft zu schnappen, kann aber aufgrund des Zustands meiner Lungen nur kleine Atemzüge machen, um nicht noch mehr zu husten. Ich fühle mich, als würde ich bald sterben, mein Herz rast, der Sauerstoffgehalt ist immer noch niedrig, und ich schwitze stark. Ich leide unter Atemnot! Ich drücke auf meinen Alarmknopf, um die Aufmerksamkeit aller zu bekommen, die helfen können. Mein Pfleger ist in einem anderen Zimmer und kümmert sich um einen anderen Kranken. Zum Glück sieht er mich und kommt in mein Zimmer. Ich werde auf 40 Liter pro Minute und 100 Prozent Sauerstoff gesetzt, der nächste Schritt ist das Beatmungsgerät. Ich habe schreckliche Angst. Meine Atmung verlangsamt sich, da meine Sauerstoffsättigung langsam wieder in den 90er-Bereich zurückkehrt. Ich werde auf 60 Prozent runtergesetzt. Dann passiert in der Nacht nochmals das Gleiche, und wieder denke ich, ich würde diese Welt verlassen. Wieder werde ich auf 100 Prozent gesetzt, diesmal für mehrere Stunden. Dann werde ich langsam wieder auf 60 Prozent gebracht.
15. März: Die morgendliche arterielle Blutgasanalyse, die verdammt schmerzhaft ist, zeigt normale Werte. Ich werde auf 50 Prozent entwöhnt.
16. März: Meine Sauerstoffsättigung beträgt 97 Prozent, ich werde weiter auf 30 Liter pro Minute und 40 Prozent entwöhnt.
17. März: Ich bin seit vier Tagen auf der Intensivstation und gezwungen, einen Nachthafen zu benutzen, weil meine Sauerstoffsättigung sinkt, wenn ich mich drehe oder zu viel bewege. Ich bin nicht in der Lage, mich zu reinigen. Ich fühle mich völlig hilflos und schäme mich, aber meine Pfleger sind grossartig und sehr verständnisvoll. Ich verstehe jetzt wirklich die Gefühle meiner Patienten aus all den Jahren der Krankenpflege. Ich werde auf 25 Liter pro Minute und 30 Prozent runtergesetzt. Dann komme ich in die Pflegeabteilung.
18. März: Ich bin auf 28 Prozent entwöhnt. Endlich kann ich mit meinem Atemmessgerät 1500 erreichen. Ich hoffe, dass ich mit einer normalen Nasenkanüle entwöhnt werde. Der Arzt kommt rein. Habe die ganze Zeit auf meine Abstrichergebnisse gewartet. Ich wurde positiv auf Covid-19 getestet ... sechseinhalb Tage lang habe ich gewartet bis das externe Labor den Test bearbeitet hat. Ich bin erleichtert, weil ich endlich eine Diagnose habe, ein Grund, warum ich so krank war. Ich werde mit einer normalen Nasenkanüle auf vier Liter pro Minute entwöhnt, vier Stunden später auf zwei Liter pro Minute. Nach weiteren vier Stunden werde ich auf Raumluft entwöhnt. Meine Sauerstoffsättigung beträgt 93 Prozent und mehr während der ganzen Nacht.
19. März: Während ich dies schreibe, warte ich darauf, einen sechsminütigen Gehtest zu machen. Das soll zeigen, ob ich meinen Sauerstofflevel halten kann, um nach Hause zu gehen. Aufgrund der Isolationsvorkehrungen hatte ich die ganze Zeit über keinen Besuch.
Leute, aus all diesen Gründen ist soziale Isolation eine gute Sache. Als 31-Jähriger hätte ich nicht gedacht, krank zu werden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation eingeliefert werde. Viele werden nicht so viel Glück haben wie ich. Viele werden sterben, besonders diejenigen mit Lungen- oder Herzproblemen. Ich bitte euch, zu Hause zu bleiben. (noo)