Alzheimer
Forscher verdächtigen Immunzellen als mögliche Alzheimer-Antreiber

Bestimmte Immunzellen, die den Körper schützen sollen, könnten eine Antreiber-Rolle bei Alzheimer spielen. Ein internationales Forscherteam um den Schweizer Tony Wyss-Coray zeigte im Fachjournal "Nature", dass sogenannte CD8 T-Zellen das Gehirn beeinflussen.
Publiziert: 14.01.2020 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2020 um 09:11 Uhr
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Der Schlüssel im Eierfach kann ein Zeichen von Zerstreutheit sein oder ein Indiz für Alzheimer. In letzterem Fall könnten Immunzellen mit schuld sein. Sollte sich der Verdacht erhärten, könnte das Folgen für Diagnose und Behandlung haben. (Archivfoto)
Foto: KARL-JOSEF HILDENBRAND

CD8 T-Zellen sind Teil des erworbenen Immunsystems, also jenes Teils der körpereigenen Abwehr, der im Laufe des Lebens durch die Auseinandersetzung mit Krankheitserregern aller Art ständig weiterentwickelt wird. Wenn dieser Zell-Subtyp aktiv wird, geben die Immunzellen Moleküle in ihre Umgebung ab, die Entzündungen anstossen beziehungsweise den Zelltod einleiten. Eigentlich ist es ihre Aufgabe, gegen mit Viren infizierte Zellen oder Krebszellen vorzugehen.

Das Team um den Berner Tony Wyss-Coray und David Gate von der Stanford University (USA) fand nun heraus, dass ein Untertyp dieser CD8 T-Zellen bei Patienten mit Alzheimer oder einer Vorstufe davon häufiger auftritt.

Salzburger Forschern waren diese Zellen bereits vor einiger Zeit in Mausgehirnen aufgefallen, während unabhängig davon die Kollegen aus den USA im Blut und in der Gehirnflüssigkeit von erkrankten Menschen fündig wurden. Der Zusammenhang fiel den Forschern dann auf einer Fachkonferenz erstmals auf, worauf sie ihre Zusammenarbeit intensivierten.

«Es deutet alles darauf hin, dass diese Zellen anscheinend ausserhalb des Gehirns aktiviert, also scharf gemacht werden. Im Gehirn angekommen, werden sie 'entsichert' und erhalten die 'Lizenz zum Töten'», so der an der Publikation beteiligte Salzburger Neurowissenschaftler Ludwig Aigner.

Offenbar besonders aktiv sind sie im Hippocampus, jener Region des Gehirns, die für das Erinnern zentral ist. Eine Rolle in dem Prozess des Scharfmachens der CD8 T-Zellen dürfte auch der Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers, das Epstein-Barr-Virus spielen.

«Uns interessiert die Frage, was diese Zellen im Gehirn eigentlich tun und, ob sie die Neuropathologie tatsächlich befördern», sagte Aigner. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass sie die Gehirnfunktion tatsächlich beeinflussen. «Es ist anzunehmen, dass sie dort Neuronen zerstören, aber wir wissen es noch nicht», so der Wissenschaftler.

Ihre Anwesenheit könnte aber auch dabei helfen, Alzheimer in Kombination mit anderen Faktoren zukünftig vielleicht besser zu diagnostizieren. Stellen sich CD8 T-Zellen tatsächlich als Krankheits-Antreiber heraus, könnte der Verlauf mit ihrer Blockade im Rahmen einer Therapie beeinflusst werden.

*Fachartikellinks https://doi.org/10.1038/s41586-019-1895-7; https://doi.org/10.1038/d41586-019-03892-8

(SDA)

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