Das Dorf liegt idyllisch zwischen Wiesen und Hügeln. Doch im beschaulichen Menzingen ZG ist es vorbei mit dem Frieden. Vor einem Jahr eröffnete der Bund auf der Anhöhe Gubel ein Asylbewerberheim. Seither gibt es immer mehr Probleme.
In Nähe der Anhöhe betreibt Martha Meier (63) eine Besenbeiz. Vor kurzem drangen vier Asylbewerber in ihr Haus ein, klauten einen Harass mit Wein und entwendeten eine Digitalkamera aus dem Auto ihres Mannes. Die Diebe gingen dreist vor: Am frühen Abend, als es noch hell war, schlichen sie sich durch zwei Türen bis in den Keller der Wirtin.
Kurze Zeit später bemerkten Gäste die Asylbewerber, wie sie zügig samt Harass zum Heim liefen. «Ich bin ihnen sofort nachgefahren und wollte sie stellen», sagt Meier. Doch die Männer seien in den Wald gerannt. Daraufhin verständigte sie die Polizei. Die Beamten meldeten den Diebstahl und fanden mit Spürhunden einen Teil des Weins auf einer Wiese. Die Digitalkamera lag in einem Mülleimer.
«Es gibt auch anständige, freundliche Bewohner»
Die Wirtin ist sauer: «Der Heimleiter entschuldigte sich persönlich bei mir. Doch was nützt mir das?» Sie hofft nun, dass die Männer verlegt werden: «Dann kann ich wieder ruhig schlafen.» Auch die Tatsache, dass die Polizei kürzlich zweimal wegen Schlägereien ins Asylbewerberheim musste, macht ihr Sorgen. Martha Meier fügt aber an: «Es gibt auch anständige, freundliche Bewohner.»
Ebenso verärgert sind die Bauern neben der Unterkunft. Sie leiden unter einem Abfallproblem. Weil im Heim Alkoholverbot gilt, trinken einige Asylbewerber auf den umliegenden Feldern. Sie schmeissen dann Flaschen, Plastik und Bierdosen ins Gras. «Der Schaden ist massiv», sagt Landwirt Ruedi Trachsel (42). «Ich kriege nie den ganzen Abfall aus dem Futter. Deshalb musste ich in diesem Jahr zwei Kühe einschläfern.»
Kuh-Tod durch Abfall
Sein Nachbar, Bauer Richard Zurbrügg (44), hat die gleichen Sorgen. Auch in seinem Stall verendete eine Kuh am Müll: «Eigentlich hat die Gemeinde Kübel aufgestellt, leider werden sie nicht benutzt.»
Nichts zu lachen hat auch die örtliche Feuerwehr. In diesem Jahr lösten Asylbewerber bereits vier Fehlalarme aus. «Der Notfallknopf wird mutwillig gedrückt», sagt Kommandant Karl Nussbaumer (52). Vielleicht würden sich die Menschen im Heim ja langweilen. Für ihn geht das aber entschieden zu weit: «Jeweils 20 Mann müssen dann alles stehen und liegen lassen. Und wenn es wirklich brennt, kommt plötzlich keiner mehr.»
Geldstrafen und Bussen
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) bestätigt die Vorfälle in Menzingen. Bei Wirtin Meier waren drei Algerier und ein Tunesier im Haus. Wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs erhalten die Diebe bedingte Geldstrafen sowie Bussen.
Man versetzte die Männer bereits getrennt in andere Heime. Und laut SEM-Sprecher Martin Reichlin sammeln schon heute Asylbewerber dreimal pro Woche Abfälle ein.
Ab Juni sei dies sogar an jedem Werktag der Fall. Auch mit der Feuerwehr suchte man das Gespräch: «Wir erklären, wie in der Unterkunft auf Fehlalarme reagiert werden kann, ohne dass die Feuerwehr ausrücken muss», so Reichlin.