Alex Enz (41) erinnert sich noch genau an den Tag, als er die traurige Nachricht bekam. Der gelernte Koch ist bei der Arbeit. «Meine Mutter rief mich um 10 Uhr an. Sie sagte, es ist etwas passiert, ich müsse nach Hause kommen», schildert er.
Sofort fährt Alex Enz nach Luzern. Da vernimmt er: Sein Bruder Roger (†22) ist tot. Gestorben in der Nacht bei einem Autounfall. Weil ein Kollege Rogers voll aufs Gaspedal drückte. «Ich habe angefangen zu weinen, war völlig aufgelöst. Es war ein Schock», erzählt Enz.
Am 22. Juni 2005 steigen Roger und ein zweiter junger Mann ins Auto ihres Kollegen Marco H.*. Der damals 25-Jährige fährt einen getunten Subaru Impreza, ein Rallye-Auto.
Nachts um 23 Uhr braust Marco H. mit seinen beiden Insassen auf der Autostrasse H10 von Wolhusen LU Richtung Malters LU. Mit einer Geschwindigkeit von mindestens 188 Kilometern pro Stunde rast er in eine Rechtskurve. Erlaubt wären 100.
Marco H. verliert die Kontrolle über seinen Wagen. Er knallt ins Unterholz, knickt einen Baum um, hebt ab und prallt gegen einen Baum. Alle drei Männer werden aus dem Auto geschleudert. Roger und der Kollege sind sofort tot. Marco H. irrt schwer verletzt herum.
Bald fünf Jahre sind seit dem Autounfall vergangen. Alex Enz denkt täglich an seinen getöteten Bruder. «Es sind die kleinen Dinge, die mich an ihn erinnern. Wie, wenn ich in einem Laden einen Nike-Schuh sehe. Diese Marke hat Roger sehr gemocht.»
Der 41-jährige Koch vermisst seinen Bruder. «Ich denke daran, was wir alles hätten machen können. Roger war ein herzlicher und hilfsbereiter Mensch, manchmal auch ein kleines Schlitzohr.» Sagts und lächelt.
Jetzt sitzt Alex Enz in seiner Stube, starrt auf die Gerichtsunterlagen. Noch immer gibt es kein rechtsgültiges Urteil. Der Todesraser ist uneinsichtig, hat seinen Fall bis vor das Bundesgericht gezogen.
Das Kriminal- und das Obergericht haben Marco H. zu sechs Jahren Haft wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, mehrfacher Gefährdung des Lebens und grober Verletzung der Verkehrsregeln verurteilt.
«Für uns ist schlimm, dass er das Urteil nicht einfach akzeptiert und immer weiterzieht», sagt Alex Enz. So würden die Wunden immer wieder aufreissen. «Er soll einfach dazu stehen, was er getan hat», meint der Hinterbliebene.
Im Verfahren stellt sich heraus, dass Marco H. mehrfach einschlägig vorbestraft ist: Mehrmals wurde er mit massiv überhöhter Geschwindigkeit erwischt und mit hohen Bussen bestraft. Auch wegen Missbrauchs von Ausweisen und Schildern sowie Führens eines nichtbetriebssicheren Fahrzeugs wurde er bestraft. Ausserdem wurde er wegen verbotenen Waffentragens gebüsst.
Und das Schlimmste: Marco H. fährt noch immer Auto. Der Clubbesitzer aus dem Aargau hat laut Gericht vier Toyota auf sein Geschäft eingelöst.
«Bis heute hat er sich nie bei uns gemeldet, kein Brief, keine Entschuldigung. Für mich ist er ein Mensch ohne Rückgrat», sagt Alex Enz. Wenn er an den Unfallfahrer denke, spüre er eine Leere in sich. «Ich bin nicht wütend auf ihn, ich fühle gar nichts.»
Vielmehr quält ihn die Frage, warum sein Bruder Roger zu Marco H. ins Auto gestiegen ist. «Warum war er dabei? Ich verstehe es nicht.»
Alex Enz hat sich dem Initiativ-Komitee von Roadcross angeschlossen. Die Organisation lanciert diese Woche eine Initiative, die eine Gesetzesänderung bewirken soll. Damit Raser härter bestraft werden können. Alex Enz: «Die Verantwortungslosigkeit der Raser macht mich wütend. Die müssen von der Strasse weg. Deshalb sollen möglichst viele die Initiative unterschreiben. Mein Bruder darf nicht umsonst gestorben sein.»
* Name der Redaktion bekannt
Hier gehts zur Raser-Initiative von Roadcross: www.raserinitiative.ch/
Erzählen Sie uns Ihre Geschichte.
news@blick.ch Betreff: Raser
Oder am Telefon:
044 259 62 67
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- Schon beim ersten Tempoexzess müssen Raser das Billett für zwei Jahre abgeben.
- Rasern, die wiederholt mit massiv übersetztem Tempo fahren, wird der Führerschein unbegrenzt entzogen.
- Wer die Tempolimiten extrem überschreitet und somit bewusst einen Unfall riskiert, wird mit Gefängnis von mindestens einem bis vier Jahren bestraft. Wer einen Unfall mit Schwerverletzten oder Toten verursacht, wird dementsprechend höher bestraft.
«Die Initiative betrifft nicht jene, die einmal aus Versehen die Geschwindigkeit überschreiten», erklärt Valesca Zaugg. Sondern es gehe um die extremen Raser, die innerorts mit über 100 km/h fahren, ausserorts mit über 140 oder auf der Autobahn mit über 200 km/h.
Mehrfach vorbestrafte Raser kommen nach der heutigen Gesetzeslage mit sehr geringen, oft nur bedingten Strafen davon. «Es ist offensichtlich, dass die bestehenden Gesetze nicht ausreichen, um die Bevölkerung zu schützen», sagt Valesca Zaugg.
Das soll sich nun ändern. Ab morgen werden Unterschriften in der ganzen Schweiz gesammelt.
- Schon beim ersten Tempoexzess müssen Raser das Billett für zwei Jahre abgeben.
- Rasern, die wiederholt mit massiv übersetztem Tempo fahren, wird der Führerschein unbegrenzt entzogen.
- Wer die Tempolimiten extrem überschreitet und somit bewusst einen Unfall riskiert, wird mit Gefängnis von mindestens einem bis vier Jahren bestraft. Wer einen Unfall mit Schwerverletzten oder Toten verursacht, wird dementsprechend höher bestraft.
«Die Initiative betrifft nicht jene, die einmal aus Versehen die Geschwindigkeit überschreiten», erklärt Valesca Zaugg. Sondern es gehe um die extremen Raser, die innerorts mit über 100 km/h fahren, ausserorts mit über 140 oder auf der Autobahn mit über 200 km/h.
Mehrfach vorbestrafte Raser kommen nach der heutigen Gesetzeslage mit sehr geringen, oft nur bedingten Strafen davon. «Es ist offensichtlich, dass die bestehenden Gesetze nicht ausreichen, um die Bevölkerung zu schützen», sagt Valesca Zaugg.
Das soll sich nun ändern. Ab morgen werden Unterschriften in der ganzen Schweiz gesammelt.