Abgemagert und hungrig
Eisbären bedrohen Dorf am Nordpolarmeer

Ein Dorf am Nordpolarmeer hat ein Eisbär-Problem, denn die hungrigen Tiere kommen immer näher. Jetzt wurden zur Sicherheit der Bewohner Patrouillen postiert.
Publiziert: 06.12.2019 um 08:45 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2019 um 17:02 Uhr
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Inmitten der russischen Stadt Norilsk wurde im Sommer bereits ein Eisbär auf Nahrungssuche gesichtet.
Foto: AFP

Menschen am Polarmeer im Nordosten Russlands müssen wieder hungrige und unterernährte Eisbären fürchten. 56 Tiere seien in den vergangenen Tagen in der Nähe des Dorfes Ryrkaipij gesichtet worden, teilte die Umweltstiftung WWF in Moskau mit. «Fast alle Bären sind dünn.» Patrouillen sollen auf der Tschuktschen-Halbinsel nun verhindern, dass die Tiere zu den Häusern gelangen. Die Zahl der Mitarbeiter sei aufgestockt worden.

Eisbären sind in der Region nach Angaben der Umweltschützer zwar zu Hause. Ungewöhnlich sei aber, dass sich so viele in eine besiedelte Region wagten. In dem Dorf sind deswegen den Angaben nach sämtliche öffentliche Veranstaltungen abgesagt worden. Kinder werden demnach mit Bussen zum Kindergarten oder zur Schule gebracht.

Eisbären finden nicht mehr genug Nahrung

In diesem Sommer hat ein Eisbär bereits in der russischen Stadt Norilsk für Aufruhr gesorgt, nach dem er auf der Suche nach Nahrung durch die Strassen streifte (BLICK berichtete).

Eine ganze Eisbären-Invasion erlebten die Bewohner der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja a Mindestens 52 Tiere wurden damals in der Nähe der Siedlung Beluschja Guba gesichtet. Bis zu zehn Bären hielten sich dort ständig auf. Sie durchsuchten Mülltonnen und drangen in Häuser ein. Auch im Sommer gab es Berichte von einzelnen Bären in dem Gebiet.

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Erderwärmung schuld an Eisbären-Invasion

Auf der Halbinsel, wo das Dorf Ryrkaipij liegt und dem sich derzeit Eisbären nähern, herrschen dem WWF zufolge für Anfang Dezember ungewöhnlich warme Temperaturen. Deshalb sei das Eis vor der Küste noch nicht dick genug, damit Eisbären dort auf Robbenjagd gehen könnten. Tierschützer machen die Erderwärmung dafür verantwortlich.

«Ich sehe, wie die Gletscher jedes Jahr Dutzende, wenn nicht Hunderte Meter zurückgehen», so die deutsche Naturfotografin Kerstin Langenberger vor einem Jahr. Sie war es, die im vergangenen Jahr mit ihrem Bild eines abgemagerten Eisbären, den sie bei ihrer Reise ans Nordpolarmeer auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen gesichtet hatte, die Welt geschockt (BLICK berichtete).

Zahl der Eisbären wird in 30 Jahren um 30 Prozent zurückgehen

Die Organisation Pro Wildlife forderte indes ein Ende der Eisbärenjagd. Derzeit lebten weltweit noch etwa 26 000 Tiere, zitierten die Umweltschützer Daten der Weltnaturschutzunion IUCN. Ihr Bestand werde Prognosen zufolge bis 2050 allein wegen der Erderwärmung um 30 Prozent zurückgehen.

«Kanada erlaubt als einziges Land die Jagd für den kommerziellen Handel mit Fellen», hiess es. Europa sei ein bedeutender Absatzmarkt für Felle, auch ein Grossteil der Trophäenjäger komme aus der EU. Die Jäger und Händler hätten es auf die grössten und stärksten Tiere abgesehen. Diese seien für die Überlebens- und Anpassungsfähigkeit der Art jedoch besonders wichtig. (rad/SDA)

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