21-Jähriger gesteht Tat
Kurz nach der RS erschoss er Francesca P.

Publiziert: 27.11.2007 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:47 Uhr
Zürich. Vier Tage nach dem Mordfall an einer Lehrtochter in Zürich-Höngg ist klar: Ein 21-Jähriger erschoss die junge Frau mit einem Sturmgewehr – kurz nach der Rückkehr aus der RS.

Der Mann hat die Tat gestanden. Der tragische Fall bestätigt die Waffenschutz-Initianten in ihren Forderungen. Calmy-Rey und Schmid zeigten sich schockiert.

Trotz des Geständnisses bleiben die Umstände der Tat und das Motiv unklar. Zwischen dem Schweizer chilenischer Abstammung und dem 16-jährigen Opfer gibt es nach wie vor keine Verbindung, wie Staatsanwältin Catherine Nägeli am Dienstag sagte. Der in Zürich wohnhafte Mann habe bei der Einvernahme vom (gestrigen) Montag zugegeben, den tödlichen Schuss abgefeuert zu haben. Er sei auf dem Heimweg von der abgeschlossenen Rekrutenschule gewesen.

Augenzeuge hat Todesschützen gesehen

Offenbar war er von einem Augenzeugen gesehen worden. Dieser hatte ausgesagt, dass sich kurz vor der Tat im Bereich der Bushaltestelle eine Person mit Tarnjacke und Sturmgewehr aufgehalten habe. Die Tat selbst wurde von dem Passanten aber nicht beobachtet. Ob der Soldat den Schuss gezielt abgefeuert hatte oder ob er unter Alkoholeinfluss stand, wollte Nägeli nicht sagen. Er sei aber alleine unterwegs gewesen.

Der 21-Jährige war am Sonntagabend formell verhaftet worden, nach den polizeilichen Befragungen. Als Tatwaffe wurde ein Sturmgewehr sichergestellt. Anhand der am Tatort gefundenen Projektilfragmente lässt sich laut Nägeli sagen, dass mit einem Sturmgewehr geschossen wurde. Weitere Spuren würden nun ausgewertet, zudem gebe es zusätzliche Zeugenbefragungen und ein Obduktionsgutachten werde erstellt. Gegen den Tatverdächtigen wurde Untersuchungshaft beantragt.

Armeewaffen ein Sicherheitsrisiko?

Durch den tragischen Fall wurde auch die Diskussion um die Lagerung des Sturmgewehrs zu Hause wieder entfacht. Die Initianten der Volksinitiative für den Schutz vor Waffengewalt sehen sich denn auch in ihren Forderungen bestätigt. Armeewaffen seien ein Sicherheitsrisiko und hätten daheim oder auf der Strasse nichts verloren, sagte die Zürcher SP-Nationalrätin Chantal Gallade.

Die tief betroffene Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey regte eine neue Diskussion an. «Die Frauen bezahlen einen sehr hohen Preis und es stellt sich schon die Frage, ob man diese Waffen zu Hause lassen soll», gab die Bundespräsidentin in einem Interview der «Tagesschau» zu bedenken. Den Entscheid des Bundesrates, keine Taschenmunition mehr an Soldaten abzugeben, bezeichnete sie als «halben Schritt», der die Sache aber nicht regle.

Samuel Schmid schweigt

Verteidigungsminister Samuel Schmid, der derzeit in Afrika weilt, wollte zu allfälligen Konsequenzen vorerst keine Stellung nehmen. Erst müsse geklärt werden, was genau vorgefallen sei, sagte sein Sprecher Jean-Blaise Defago auf Anfrage. Schmid habe sich aber tief schockiert über den Mordfall gezeigt. Er drücke der Familie des Opfers sowie Freunden und Bekannten der getöteten jungen Frau sein Beileid aus.

Das Opfer – eine in der Schweiz aufgewachsene Italienerin – sass am vergangenen Freitagabend mit ihrem ebenfalls 16-jährigen portugiesischen Freund an der Bushaltestelle, als sie von dem Schuss tödlich in den Oberkörper getroffen wurde. Noch bevor die Rettungskräfte eintrafen, erlag die Coiffeuse-Lehrtochter ihren Verletzungen. (AP)

WOHER HATTE DER TÄTER DIE MUNITION?
Der Soldat, der am Freitag in Zürich-Höngg ein 16-jähriges Mädchen erschossen hat, hat bei der Entlassung aus der Rekrutenschule keine Taschenmunition erhalten. Das hat die Armee nach Abklärungen am Dienstag mitgeteilt. Die Armee hatte am vergangenen 26. Oktober mitgeteilt, dass sie im Auftrag von Parlament und Bundesrat begonnen habe, die Taschenmunition einzuziehen. Angehörige der Armee seien aufgefordert, vorab in Schulen und Kursen ihre Taschenmunition zurückzugeben.

In einem ersten Schritt habe der Führungsstab der Armee die weitere Abgabe von Taschenmunition gestoppt. In einem zweiten Schritt gehe es darum, die bereits ausgehändigte Taschenmunition zurückzunehmen. Bis Ende 2008 wird der grösste Teil der rund 257.000 Packungen mit Taschenmunition eingesammelt sein. Der vollständige Einzug wird 2009 abgeschlossen sein.
Der Soldat, der am Freitag in Zürich-Höngg ein 16-jähriges Mädchen erschossen hat, hat bei der Entlassung aus der Rekrutenschule keine Taschenmunition erhalten. Das hat die Armee nach Abklärungen am Dienstag mitgeteilt. Die Armee hatte am vergangenen 26. Oktober mitgeteilt, dass sie im Auftrag von Parlament und Bundesrat begonnen habe, die Taschenmunition einzuziehen. Angehörige der Armee seien aufgefordert, vorab in Schulen und Kursen ihre Taschenmunition zurückzugeben.

In einem ersten Schritt habe der Führungsstab der Armee die weitere Abgabe von Taschenmunition gestoppt. In einem zweiten Schritt gehe es darum, die bereits ausgehändigte Taschenmunition zurückzunehmen. Bis Ende 2008 wird der grösste Teil der rund 257.000 Packungen mit Taschenmunition eingesammelt sein. Der vollständige Einzug wird 2009 abgeschlossen sein.
Armeewaffen-Morde
23. Nov. 2007: Ein 21-jähriger Soldat erschiesst in Zürich-Höngg mit seinem Armee-Sturmgewehr eine 16-Jährige. Am 27. wird er verhaftet.

13. Aug. 2007: Im neuenburgischen Montmollin erschiesst ein 67- jähriger Mann seine 52-jährige Ehefrau und dann sich selbst mit einer Militärpistole.

12. April 2007: In einem Hotel in Baden schiesst ein Mann mit seinem Armee-Sturmgewehr und seiner Taschenmunition um sich und tötet dabei einen Mann. Drei weitere Personen wurden verletzt. Der Täter kann festgenommen werden.

21. März 2007: In Chur erschiesst ein 29-Jähriger eine 21- jährige Frau mit einem Sturmgewehr. Danach wird er fest genommen.

30. April 2006: Die ehemalige Skirennfahrerin Corinne Rey-Bellet und ihr jüngerer Bruder Alain werden in Les Crosets VS vom getrennt lebenden Ehemann mit dessen Dienstpistole erschossen. Anschliessend begeht der Täter Selbstmord.

5. Juli 2004: Ein Kadermann der Zürcher Kantonalbank (ZKB) erschiesst nach einem Konflikt am Arbeitsplatz in Zürich zwei Vorgesetzte mit seiner Armeepistole und richtet sich selber.

25. April 2003: In Buchillon VD erschiesst ein 27-jähriger Mann mit einem Armee-Sturmgewehr 90 seinen Vater.

4. Jan. 2003: Ein Jugendlicher erschiesst mit einem Sturmgewehr in Courtemautruy JU versehentlich einen Kollegen. Der junge Sportschütze hatte die Armeewaffe vom lokalen Schützenverein erhalten, die Munition hatte er entwendet.

19. April 2002: In St. Gallen erschiesst ein 21-jähriger Mann seine Mutter und seine Grossmutter mit dem Sturmgewehr.

19. Feb. 2002: In einem Pornokino in Lausanne schiesst ein arbeitsloser Mann mit seinem Sturmgewehr um sich, tötet einen Mann und verletzt zwei weitere, bevor er sich erschiesst. Unklar bleibt, ob es sich um eine private oder um eine Armeewaffe handelte.

Beim Amoklauf im Kantonsparlament in Zug am 27. September 2001, bei dem 14 Menschen starben, verwendete der Amokschütze Leibacher zwar Armeewaffen, die er aber persönlich erworben hatte. Er hatte keinen Militärdienst geleistet. (Quelle: SDA)
23. Nov. 2007: Ein 21-jähriger Soldat erschiesst in Zürich-Höngg mit seinem Armee-Sturmgewehr eine 16-Jährige. Am 27. wird er verhaftet.

13. Aug. 2007: Im neuenburgischen Montmollin erschiesst ein 67- jähriger Mann seine 52-jährige Ehefrau und dann sich selbst mit einer Militärpistole.

12. April 2007: In einem Hotel in Baden schiesst ein Mann mit seinem Armee-Sturmgewehr und seiner Taschenmunition um sich und tötet dabei einen Mann. Drei weitere Personen wurden verletzt. Der Täter kann festgenommen werden.

21. März 2007: In Chur erschiesst ein 29-Jähriger eine 21- jährige Frau mit einem Sturmgewehr. Danach wird er fest genommen.

30. April 2006: Die ehemalige Skirennfahrerin Corinne Rey-Bellet und ihr jüngerer Bruder Alain werden in Les Crosets VS vom getrennt lebenden Ehemann mit dessen Dienstpistole erschossen. Anschliessend begeht der Täter Selbstmord.

5. Juli 2004: Ein Kadermann der Zürcher Kantonalbank (ZKB) erschiesst nach einem Konflikt am Arbeitsplatz in Zürich zwei Vorgesetzte mit seiner Armeepistole und richtet sich selber.

25. April 2003: In Buchillon VD erschiesst ein 27-jähriger Mann mit einem Armee-Sturmgewehr 90 seinen Vater.

4. Jan. 2003: Ein Jugendlicher erschiesst mit einem Sturmgewehr in Courtemautruy JU versehentlich einen Kollegen. Der junge Sportschütze hatte die Armeewaffe vom lokalen Schützenverein erhalten, die Munition hatte er entwendet.

19. April 2002: In St. Gallen erschiesst ein 21-jähriger Mann seine Mutter und seine Grossmutter mit dem Sturmgewehr.

19. Feb. 2002: In einem Pornokino in Lausanne schiesst ein arbeitsloser Mann mit seinem Sturmgewehr um sich, tötet einen Mann und verletzt zwei weitere, bevor er sich erschiesst. Unklar bleibt, ob es sich um eine private oder um eine Armeewaffe handelte.

Beim Amoklauf im Kantonsparlament in Zug am 27. September 2001, bei dem 14 Menschen starben, verwendete der Amokschütze Leibacher zwar Armeewaffen, die er aber persönlich erworben hatte. Er hatte keinen Militärdienst geleistet. (Quelle: SDA)
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