Darum gehts
- Tödlicher Streit zwischen zwei Jugendlichen vor Lidl in Böckten BL
- Täter war bekannt gefährlich, Heim hatte keine gültige Bewilligung
- Heim kassierte bis zu 23'000 Franken pro Monat pro Platz
Im Dezember 2022 wird vor einem Lidl in Böckten BL ein junger Mann erstochen – mitten am Tag, vor den Augen von Passanten. Der Täter: Marko B.* (17), ein Jugendlicher aus einem Bauernhof-Heim. Das Opfer: sein Mitbewohner Elyas M.* (†18).
Damals sprach die Polizei von einem Streit, der eskaliert sei. Nun zeigt eine Recherche des «Beobachters», wie dramatisch die Hintergründe wirklich sind: Der Täter war nachweislich gefährlich – und das Heim hatte gar keine Bewilligung mehr.
Ein Streit, der tödlich endet
Am 2. Dezember 2022 gehen Elyas M. und Marko B. (17) mit anderen Jugendlichen aus dem Heim Arrivo-Bene in Böckten BL einkaufen. Im Lidl kommt es zum Streit. Marko schnappt sich ein Set Küchenmesser, versteckt es unter Süssigkeiten – und sticht draussen zu. Elyas stirbt noch vor Ort.
Der Täter war als gefährlich bekannt
Marko B. war kein unbeschriebenes Blatt. Laut Akten hatte er «Verletzungs- und Tötungsfantasien», insbesondere mit Stichwaffen, wie der «Beobachter» weiter schreibt. Eine Woche vor der Tat schrieb er seinem Heimleiter sogar, ob er «Elyas abstechen dürfe». Trotzdem liess man die beiden Jugendlichen gemeinsam auf einen Ausflug gehen.
Heim hatte keine Bewilligung mehr
Das Heim Arrivo-Bene auf dem Bauernhof Wolfloch im Baselbiet hatte bereits die Bewilligung verloren – wegen schwerer Mängel. Trotzdem nahm es weiter Jugendliche auf, darunter Hochrisikofälle. Wann und wieso es zwischen den zuständigen Behörden zu Fehlern in der Kommunikation kam, kann laut «Beobachter» nicht rekonstruiert werden. Die Eltern des Opfers wussten nichts von der fehlenden Bewilligung. «Hätten wir das gewusst, hätten wir unseren Sohn nie dorthin gegeben», sagen sie.
Kaum Kontrolle, kaum Fachpersonal
Der Heimleiter war Landwirt, kein Pädagoge. Laut Elyas M.s Eltern habe er «nach Bauchgefühl» gehandelt, ohne Sicherheitskonzept. Mitarbeiterinnen trugen Pfefferspray – nachdem ein anderer Heimbewohner zuvor eine Betreuerin attackiert hatte.
Ein teures, gefährliches System
Für problematische Jugendliche kassierte der Trägerverein besonders viel: Bis zu 23'000 Franken pro Monat pro Platz. Das Geld war zweckgebunden, wurde aber laut «Beobachter»-Recherchen teils zur Finanzierung des Bauernbetriebs genutzt.
Die Folgen
Marko B. wurde wegen Mordes verurteilt. Der Heimleiter und der Geschäftsführer von Arrivo-Bene sind auf eine Anfrage des «Beobachters» nicht eingegangen – seien aber «gerne bereit, an einem neutralen Podium unsere Sicht der Dinge einzugeben».
* Namen geändert