In Grossdietwil LU ist man aus anderem Holz geschnitzt. Da wird monatelang gestritten. Und das aus einem Grund: vier illegal gefällte Bäume. Drei Weisstannen und eine Buche. Alles belegt mit einem rechtsgültigen Strafbefehl (liegt BLICK vor)! Darin steht, dass Gemeindeammann Josef Müller (58, CVP) den Kahlschlag zu verantworten hat. Der Landwirt tat dies Mitte Januar ohne die Erlaubnis des Forstdienstes. Obwohl er wusste, dass die Bäume der Realkorporation gehören, eine Bürgergemeinschaft die 69 Hektaren Wald verwaltet.
Müller wurde verurteilt wegen «Sachbeschädigung und des Fällens von Bäumen ohne Bewilligung». Er erhielt eine Busse von 800 Franken sowie 530 Franken Verfahrenskosten. Für ihn ist die Sache damit erledigt: «Ich habe bezahlt und akzeptiere das Urteil», sagt er zu BLICK. «Die Bäume waren vom Borkenkäfer befallen. Sie grenzten an mein eigenes Waldstück, das ich schützen wollte.» Punkto Diebstahl wurde er freigesprochen. So hat Müller die Bäume zwar gefällt, diese aber nicht mitgenommen, sondern am Tatort gelassen.
Drei Rücktritte wegen vier Bäumen
Seither hängt in Grossdietwil der Dorfsegen schief. Der «Willisauer Bote» berichtete mehrfach über den Streit. Der verurteilte Gemeindeammann, selbst Mitglied der Korporation, trat von seinem Amt als Vorsitzender der Rechnungsprüfungskommission zurück.
Der Präsident der Korporation tat es ihm gleich. Thomas Koller (45, SVP) gab das Amt nach 14 Jahren auf. «Mich schmerzt der Abgang», sagt er zu BLICK. «Es waren schöne Jahre. Doch wenn Gesetze nicht ernst genommen werden, will ich nicht mehr.» Seinem Ratskollegen, Forstverwalter Daniel Scheidegger (57), gehts gleich. Auch er trat zurück.
Koller und Scheidegger alarmierten im Frühjahr die Polizei, als sie die illegal gefällten Bäume entdeckten. «Wir wussten damals nicht, wer verantwortlich war», so Koller. «Wir hatten bloss eine Vermutung.» Es kam zur Anzeige gegen unbekannt und letztlich zur Verurteilung. Es hagelte Kritik für die beiden.
«Das Vorgehen mit Anzeigen ist niveaulos»
Das wird aus dem Protokoll der Korporationsversammlung vom 22. Juli ersichtlich. «Präsident Koller vermische rechtliche und emotionale Angelegenheiten», sagt ein Mitglied. Ein anderes meint: «Mann kann doch miteinander reden. Das Vorgehen mit Anzeigen ist unterstes Niveau.» Doch der Ex-Präsident erhielt auch Unterstützung: «Man kann sich doch nicht einfach nehmen, was man will.»
Koller dazu: «Es war ein rechtliches Fehlverhalten. Unser Gemeindeammann hat sich strafbar gemacht.» Er zeigt BLICK vor Ort die gefällten Bäume. Diese seien – wenn überhaupt – nur schwach vom Borkenkäfer befallen gewesen. Koller fordert nun, dass der Gemeindeammann das geschlagene Holz abkauft, was dieser nicht will. Im Herbst werden für die Korporation Neuwahlen angesetzt. Bleibt zu hoffen, dass man bis dann den Wald trotz lauter Bäume wieder sieht.