Ich schreibe hier abwechselnd mit Alfred Heer, SVP-Nationalrat aus Zürich, diese Kolumne. Eine Woche er, eine Woche ich. Nun muss ich schweren Herzens schreiben: Ich schrieb diese Kolumne abwechselnd mit Fredi. Fredi ist vor drei Tagen unerwartet verstorben. Das ist unglaublich tragisch und macht mich, wie viele andere politische Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, traurig und fassungslos.
Ich mag mich nicht erinnern, dass wir einmal inhaltlich wirklich einig waren. Wie oft wir diskutiert haben und uns schlussendlich doch auf irgendwelche Kompromisse oder halt aufs Akzeptieren der anderen Meinung geeinigt haben. Und das sagt viel darüber aus, wie Fredi politisierte. Immer geradeaus. Das, was er für richtig empfand, sagte er einem auch, manchmal auch ungefragt.
Warum gerade er im Europarat die Vertretung seiner Partei sei? «Ja, wäisch, ich bi äine vode wenige, wo paar Wörter Englisch chönd.» Der Satz wurde beendet mit seinem unverkennbaren Grinsen, wo manche nicht genau wussten, wie ernst es ihm jetzt gerade war. Aber meistens war es ihm eben ernst.
Mit Fredi konnte man so richtig gut diskutieren und streiten. Er hat ausgeteilt. Oft hart, oft mit Aussagen und Worten, die viele nicht machen würden. Aber er hat auch eingesteckt und war nie nachtragend. Wenn er zum verbalen Angriff überging und somit einen manchmal auch heftigen Gegenangriff auslöste, dann war er zufrieden.
Wie oft wir uns im «Sonntalk» gefetzt haben. Ich mochte ihn als Diskussionspartner, immer auch für überraschende Aussagen gut, immer mit grossem historischem Wissen, immer klar und immer unter Achtung der Institutionen.
Und wenn er mich danach ab und zu an den Bahnhof fuhr, kam jedes Mal die Frage: «Döfsch du Grüeni überhaupt Auto fahre?» Grinsen. Und los ging die Fahrt und auch die nächste Diskussion über die Verkehrspolitik der Stadt Zürich.
Die paar Beispiele zeigen auf, was Fredi vor allem war: authentisch. Und authentische Menschen tun der Politik und dem Dialog gut.
Fredi würde das hier lesen, wohl einige Dinge kritisieren, was ich denn da geschrieben hätte, dann frisch-fröhlich austeilen, grinsen und wieder gehen. Und in der nächsten Woche eine weitere deftige Kolumne schreiben.
Ruhe in Frieden, Fredi. Du wirst mir, dem Politbetrieb im Bundeshaus, uns Mit- und Gegenstreiter:innen und der Debatte fehlen.
* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin.