Damit beschreiben Sie ein in der Tat ausgesprochen ärgerliches Verhalten: Man benimmt sich so rücksichtslos, als wäre man allein auf der Welt, und wird sofort ausfällig, kaum gibt einem jemand zu verstehen, dass dem nicht so ist. Früher war nicht alles besser, aber einiges halt leider schon. Unter anderem, dass in Kinos und Theatern Ruhe herrschte. Die Leute waren sich des Unterschieds zwischen den eigenen vier Wänden und dem öffentlichen Raum bewusst und verhielten sich entsprechend. Es gab einen Konsens darüber, dass man seinen Mitmenschen hinsichtlich visuellen, auditiven und olfaktorischen Emissionen möglichst wenig zumutet. Dieser Konsens ist leider dahin, und der Anstand somit auch. Das Volk gefällt sich darin, sich überall so zu benehmen, wie es ihm gerade passt, und sieht es als sein gebürtiges Recht an, überall und jederzeit laut zu sein. Allfällige Zurechtweisungen empfindet es folgerichtig als persönlichen Angriff, gegen den man sich pampig zur Wehr setzen muss, als wäre das ein demokratisch-freiheitlicher Akt. Überhaupt scheint schlechter Benimm heute als Ausdrucksform der Persönlichkeit zu gelten: Ich bin wer, drum darf ich alles, und Regeln sind eh für Streber und Langweiler.
Die Leute sind richtig unverschämt geworden, geradezu neopubertär. Es wäre daher in keiner Weise übertrieben, in jedem Vorführsaal zwei bullige Aufpasser mit starken Taschenlampen zu postieren, die jeden Störer aufs Barscheste blossstellen und zurechtweisen. Wer nicht in der Lage ist, für neunzig Minuten stillzusitzen und die Klappe zu halten, soll am besten gleich zu Hause bleiben. Es ist eine fürchterlich vulgäre Bande, die da im Kulturbetrieb ihr Unwesen treibt, und jeder, der sich ihr entgegenstellt, ist für seinen Mut und seine Moral zu bewundern. Machen Sie bitte weiter so.