Blickpunkt über Frauen im Beruf
Mütter sind die besten!

Viele Chefs haben noch immer nicht begriffen, wie wertvoll Mütter für den Betrieb sind, und kündigen ihnen gleich nach dem Mutterschaftsurlaub. Wie dumm von ihnen: Sie wissen nicht, was ihnen entgeht!
Publiziert: 16.02.2019 um 02:45 Uhr
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Christian Dorer

Als Marketing-Beraterin Julia H. (38) nach dem Mutterschaftsurlaub wieder an ihren Arbeitsplatz kam, erhielt sie die Kündigung. Und nachdem wir am Dienstag darüber berichteten, meldeten sich Dutzende von Frauen, denen es ähnlich ergangen war. BLICK hatte offenbar in ein Wespennest gestochen!

Jede zehnte Mutter darf nach der Entbindung nicht mehr im gewohnten Job weiterarbeiten, schätzt die Gewerkschaft Syna. Weil ihr der Chef nicht zutraut, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Weil er glaubt, Frauen mit kleinen Kindern fehlten häufiger am Arbeitsplatz. Oder weil er nicht bereit ist, eine Reduktion des Pensums zu akzeptieren. Man könnte auch sagen: weil er vergessen hat zu denken.

Die Diskriminierung junger Mütter ist umso verblüffender, als es vielleicht die einzige Frage ist, in der Gewerkschaften und Arbeitgeber nahtlos einer Meinung sind. Sogar Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler kommentiert klipp und klar: «Das geht überhaupt nicht, ein absolutes No-Go! Ich gehe davon aus, dass diese Chefs selber keine Kinder haben.»

Warum gibt es diese Kündigungen trotzdem? 

Weil solche Arbeitgeber nicht begreifen, was sie an den jungen Müttern haben. Wie dumm das ist, kann ich nach zwölf Jahren Führungserfahrung sehr genau beurteilen: Mütter sind die besten Mitarbeiter!

Erstens erscheint niemand so motiviert zur Arbeit wie eine Frau nach dem Mutterschaftsurlaub. Neben der Zeit mit dem Kleinkind geniesst sie die Arbeit als stimulierende Abwechslung und Herausforderung.

Zweitens arbeitet kaum jemand so effizient wie junge Mütter. Wenn sie im Wechsel zwischen Beruf und Baby bestehen wollen, können sie sich Langsamkeit oder Energieverschwendung gar nicht leisten.

Drittens bringt eine Mutter, die Teilzeit arbeitet, im Verhältnis mehr Ideen ein als jeder andere: Zwar ist sie vielleicht nur 60 Prozent anwesend, stellt aber trotzdem 100 Prozent ihrer Kreativität zur Verfügung.

Dass manche Chefs diese offensichtlichen Wahrheiten noch immer nicht begriffen haben, liegt an den Rollenbildern vergangener Jahrhunderte.

Muss ein Mann während der Arbeitszeit zu seinem kranken Kind, gilt er als vorbildlicher Vater. Muss eine Frau aus dem gleichen Grund nach Hause, heisst es schnell: Jetzt fehlt die schon wieder!

Geht der Mann in den WK, wird er für seinen Dienst am Vaterland gelobt. Fehlt eine Mutter wegen ihres Kindes, heisst es schnell: Das hat man nun davon, wenn man eine Frau anstellt!

Steht eine Beförderung an, denkt mancher Chef nur an die Männer im Team. Weil er davon ausgeht, dass sie Karriere machen wollen – und dass jeder Mutter ihr Baby wichtiger ist. Der Gedanke, dass eine Frau beides wollen könnte, Karriere und Kind, ist diesen Chefs schon zu anstrengend. 

In einer freien Wirtschaft dürfen Arbeitgeber natürlich tun, was sie wollen. Doch wer heutzutage noch Mütter entlässt, weil er sie für Angestellte zweiter Klasse hält, der schadet nicht nur seinem Betrieb und der gesamten Volkswirtschaft, die dringend auf Fachkräfte angewiesen ist. Der ist vor allem ein miserabler Chef!

Das ist denn auch ein Trost für all jene aus Dummheit Entlassenen: dass sie nicht länger für einen unqualifizierten Vorgesetzten arbeiten müssen. Und sich stattdessen einen klügeren Arbeitgeber suchen können – einen, der weiss, wie wertvoll Frauen und Mütter für seine Firma sind.

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