BlickPunkt über die neue 1000er-Note
Ein völlig unnötiges Risiko

Voller Stolz präsentierte die Schweizerische Nationalbank am Mittwoch ihren neuen 1000-Franken-Schein – die wertvollste Banknote der Welt! Das Problem: Normalbürger haben davon nichts. Im Gegenteil.
Publiziert: 09.03.2019 um 02:00 Uhr
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Christian Dorer

Wann haben Sie Ihren letzten Tausender ausgegeben? Steckt gerade einer in Ihrem Portemonnaie? Brauchen Sie manchmal ganze Bündel davon und sind froh darüber, wie viel Wert Sie derart mühelos mit sich herumtragen können?

Wie die allermeisten Schweizer brauchen Sie vermutlich nie einen der violetten Scheine, höchstens alle Jubeljahre mal beim Kauf eines Occasionsautos. Es sei denn, Sie horten Ihr Bargeld unter der Matratze und Ihnen ist egal, dass es gestohlen werden oder verbrennen könnte. Und selbst dann würden es – ausser für die Multimillionäre unter den BLICK-Lesern – auch 200er tun.

Es gibt nur ein Argument, das für die 1000er-Note spricht: Leute, die etwas zu verbergen haben, finden sie ungeheuer praktisch. Wer grosse Summen verschieben, Steuern hinterziehen, Geld waschen, kriminelle Aktivitäten finanzieren oder sonst etwas Lusches unternehmen möchte, ohne elektronische Spuren zu hinterlassen, der findet die wertvollste Banknote der Welt natürlich gut.

Der «Tages-Anzeiger» hat ausgerechnet, wie schwer man schleppen müsste, um 10 Millionen Franken zu transportieren. In Dollar-Noten sind es 100 Kilo, in Euro-Noten 19,7 Kilo (die wertvollsten Scheine, die 500er, werden allerdings gerade abgeschafft), in Schweizer Franken lediglich 11,4 Kilo, das Gewicht einer mittelgrossen Reisetasche!

Anders ist kaum zu verstehen, weshalb derzeit 1000er-Noten im Wert von 49 Milliarden Franken im Umlauf sind – sage und schreibe 60 Prozent der Geldsumme aller Schweizer Banknoten! Käufer von Occasionsautos oder Freunde von Matratzen-Konten können weder diese horrende Summe noch die wundersame Verdoppelung der existierenden Tausenderscheine in den letzten zehn Jahren erklären.

Nein, die Schweizerische Nationalbank (SNB) dient mit ihren 1000ern bewusst in erster Linie allen, die weltweit Geld verstecken, hinterziehen oder waschen wollen. Dass SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg im BLICK gutgläubig sagte: «Wir haben keine Hinweise darauf, dass von der Tausendernote ein höheres Risiko ausgeht, für kriminelle Zwecke missbraucht zu werden», ändert daran nichts.

Selbst wenn die Herkunft ihres Geldes nicht immer über jeden Zweifel erhaben ist, dürfen Ausländer gern in der Schweiz investieren, sie dürfen hier Ferien machen, sie dürfen sogar, wie in St. Moritz, für 100 Millionen Franken Polterabend feiern. Das schafft Arbeitsplätze, das kurbelt die Konjunktur an, davon haben wir alle etwas.

Wir haben aber rein gar nichts davon, wenn die Schweiz aller Welt das ideale Mittel zur Verfügung stellt, hohe Summen für lusche Zwecke zu transportieren. Vielmehr setzt sich unser Land völlig sinnlos dem Risiko aus, erneut in internationale Skandale verwickelt zu werden – wie einst in der Ära des Bankgeheimnisses!

Statt einen neuen 1000er zu lancieren, wäre es höchste Zeit gewesen, den alten abzuschaffen. Die nächste Gelegenheit, diesen Fehler zu korrigieren, hat die Schweiz in 20 Jahren, wenn die nächste Serie Banknoten eingeführt wird.

Falls es dann überhaupt noch Bargeld gibt.

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