Engagiert euch – aber bitte nicht für Nonsense!
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BLICKpunkt:Engagiert euch – aber bitte nicht für Nonsense!

BlickPunkt über das Milizsystem
Mitmachen!

2019 begehen wir das «Jahr der Milizarbeit». Aber auch sonst gilt: Unser Land funktioniert nur mit Hilfe Tausender von Freiwilligen. Hier darf, hier kann, hier sollte jeder seinen Beitrag leisten: Männer und Frauen, Schweizer wie Ausländer.
Publiziert: 09.02.2019 um 00:53 Uhr
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Christian Dorer

Unser Milizsystem ist bürgernah, kostengünstig und hoch effizient. Jeder Bürger hat hier die Möglichkeit, sein Wissen in Behörden, Vereinen, in Armee, Zivilschutz und vielen weiteren Institutionen einzubringen.

Alle tragen zum Gelingen von Staat und Gesellschaft bei, weil alle vom gelungenen Zusammenspiel zwischen Staat und Gesellschaft profitieren: Dieser Gedanke ist in unserem Land bis heute tiefer verwurzelt als anderswo. Eine Initiative zur Abschaffung des obligatorischen Militärdienstes beispielsweise scheiterte vor fünf Jahren mit spektakulären 73 Prozent.

Ja, fast jeder will das Milizsystem. Es gibt da bloss ein Problem: Fast keiner will mehr mitmachen! Im Zeitalter eines oft hemmungslosen Individualismus ist der Drang nach Selbstverwirklichung zu gross, die Verlockung zahlloser Freizeitvergnügen offenbar zu übermächtig.

Deshalb hat der Schweizerische Gemeindeverband 2019 zum «Jahr der Milizarbeit» ausgerufen. Zugleich publizierte er 84 Ideen, wie der Dienst an der Allgemeinheit wieder attraktiver werden könnte. Einer dieser Vorschläge hat ein grosses Echo gefunden: Wer Milizarbeit in einer Behörde leistet, der soll diese Zeit von der Wehrpflicht abziehen dürfen. BLICK titelte: «In den Gemeinderat statt ins Militär!»

Warum eigentlich nicht?

Die Schweiz muss ihr Milizsystem unbedingt erhalten. Alles andere wäre zu bürokratisch, zu bürgerfern, zu teuer.

Der verstaubte Spruch «Die RS hat noch keinem geschadet» ist nämlich gar nicht so falsch. Wir sollten ihn allerdings auch auf den Dienst bei der Feuerwehr, im Pflegeheim, in der Dorfbibliothek, beim Sportlager, bei der Kulturkommission oder im Gemeinderat beziehen. Entscheidend ist, dass wir alle etwas für die Gesellschaft leisten, die uns doch allen so viel ermöglicht. 

Nichts spricht gegen eine Bürgerpflicht für alle. Jedenfalls wäre sie um manches besser als die löchrige Wehrpflicht für einige wenige. Männer, Frauen, Schweizer, Ausländer – alle sollten ihren Beitrag leisten!

Praktische Hürden lassen sich überwinden. Der Dienst des Soldaten, der bei minus 20 Grad das WEF bewacht und im Bunker übernachtet, wäre natürlich anders zu bewerten als der Einsatz des Zivildienstlers, der bei schönem Wetter in freier Natur – ja, das gibts! – Schmetterlinge zählt und um 17 Uhr Feierabend hat.

Kein Zweifel: Die Milizorganisationen verdienen unsere Unterstützung. Allerdings müssen auch sie selbst handeln und dringend damit aufhören, nervtötenden Leerlauf zu produzieren!

Als am Mittwoch schweizweit 7200 Sirenen getestet wurden, mussten unzählige Bürger für einen Tag ihre reguläre Arbeit verlassen und in den Zivilschutz einrücken: Tenue fassen, den Standort einer Sirene ansteuern, dort pünktlich einen Knopf drücken, dann ein Formular ausfüllen und das Zivildienst-Tenue wieder abgeben.

Wer derart verschwenderisch mit der Arbeitskraft von Tausenden umgeht, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Miliz-Gedanke bröckelt. 

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