Seit 200 Jahren hält die Schweiz das Banner des neutralen Kleinstaates hoch. Von Anfang an gab es Spannungen zwischen dieser Staatsmaxime und den wirtschaftlichen Interessen. Doch nach dem Ende des Kalten Krieges schien plötzlich beides möglich: ungestörte Neutralität und totale wirtschaftliche Verflechtung in einer blockfreien Welt.
Mit dem Eintritt Chinas in die WHO nach der Jahrtausendwende öffnete sich zudem ein riesiger Markt. Die Schweiz streckte ihre Fühler aus. Im Frühling 2019 dann der Höhepunkt, als der damalige Bundespräsident Ueli Maurer in Peking den Anschluss an Chinas Mega-Handelsprojekt einer neuen Seidenstrasse feierte.
Nur zwei Wochen später traf Maurer US-Präsident Donald Trump in Washington zu Gesprächen über ein Freihandelsabkommen. Noch nie schien sich die Schweizer Wirtschaft so ungehindert in alle Richtungen zu entfalten. «Together ahead!», schrieb Maurer in Trumps Tagebuch.
Das ist der Slogan der Waffenschmiede Ruag. Und in der Tat standen die Zeichen damals schon auf Sturm. Ein Handelskrieg zwischen China und den USA zog auf. Jetzt ist daraus ein Krieg der Technologien geworden – was die Sache für die Eidgenossenschaft noch komplizierter macht. Denn die Basis unserer digitalen Infrastruktur ist chinesische Technologie, welche die Amerikaner mit aller Macht aus dem Westen verbannen wollen.
Der neutrale Kleinstaat steckt erneut zwischen den Blöcken. Er hat viel dafür getan, dass die Situation so ungemütlich wie möglich ist.