Kurz zusammengefasst
- Der Kulturwandel in der katholischen Kirche bleibt aus
- Bischof Gmür ernennt umstrittenen Juristen zum Ehrendomherr
- Nur 32 von 127 Klöstern haben eine Selbstverpflichtung unterschrieben
Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, hat vor einem Jahr einen Kulturwandel in der katholischen Kirche versprochen. Bis heute lässt dieser auf sich warten. Gmür lässt einen fragwürdigen Priester in Röschenz BL ebenso im Amt wie seine Kollegen in der Westschweiz und im Tessin. Mehr noch: Gmür ernennt einen Kirchenjuristen, der jahrelang zu den Vertuschungen beigetragen hat, zum Ehrendomherr.
Sexualisierte Gewalt gibt es in der ganzen Gesellschaft: in der Familie, im Sportverein, in der Pfadi, bei den SBB. Die Kirche, die seit Jahrzehnten von ihrem Missbrauchskomplex weiss, hätte bei Aufarbeitung und Prävention mutig vorangehen können. Doch der heilige Schein war ihr wichtiger, als Kinder und Jugendliche zu schützen.
Nur 32 von 127 Klöstern unterschreiben Verpflichtung
Was die Bischöfe bis heute nicht verstehen: Ein Kulturwandel fällt nicht vom Himmel, sondern bedeutet Taten statt Worte. Bislang haben sich nur 32 von 127 Klöstern in der Schweiz dazu verpflichtet, Missbrauchsakten nicht zu vernichten – so viel zum Thema Lernkurve. Nach wie vor sind Frauen in der katholischen Kirche Menschen zweiter Klasse, die Kirche mutiert immer mehr zu einer Freakshow. Dabei müsste sie eine «Kirche in der Welt von heute» sein.
Peinlich ist, dass die Politik der Kirche so viel durchgehen lässt. Bundesrat Ignazio Cassis setzt sich nicht dafür ein, dass die Uni Zürich Zugang zu Missbrauchsakten im Vatikan erhält. Es wird Zeit, dass die Zürcher Religionsministerin Jacqueline Fehr die Führung übernimmt und direkt im Vatikan interveniert.