Es ist alte Liebe: Als DRS 3 am 1. November 1983 um 0.01 Uhr auf Sendung geht, klebe ich am Radio. Als Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks freue ich mich auf eine werbefreie Station mit frischer Musik.
Fast 40 Jahre später heisst es Radio SRF 3, und ich geniesse mittlerweile weitere Angebote von Schweizer Radio und Fernsehen: das erste und zweite Hörfunk-Programm, die Information im TV.
Geweckt mit klassischer Musik auf Radio SRF 2 Kultur, gefordert durch das Morgenspiel «ABCSRF3», informiert vom «Echo der Zeit» auf Radio SRF 1 und der abendlichen «Tagesschau» im Fernsehen SRF 1 – so gehe ich durch den Tag.
Offenbar tuns mir viele gleich: 71,6 Prozent lehnten 2018 die Initiative ab, welche der SRF-Familie die öffentlichen Gebühren entziehen wollte, die Sie und ich jährlich für diese Qualitätssendungen bezahlen.
Doch flugs am Tag nach gewonnener Abstimmung verkünden die Verantwortlichen von Radio und Fernsehen ein 100-Millionen-Franken-Sparprogramm, anstatt mit gestählter Brust forsch voranzuschreiten.
Diverse Formate fielen seither der Sparwut zum Opfer: das Wirtschaftsmagazin «Eco» und «Netz Natur» (Fernsehen SRF 1), die Religionssendung «Zwischenhalt» (Radio SRF 1) und die Literaturpräsentation «52 beste Bücher» (Radio SRF 2 Kultur).
Und jetzt die abendlichen «Special»-Sendungen auf Radio SRF 3. Zwar verkauft man das nicht als Sparaktion, sondern als notwendige Transformation ins digitale Zeitalter. Doch wenn deswegen ein paar Moderatoren den Sender verlassen, kostet das weniger.
Die Halbierungs-Initiative im Nacken, zerlegt sich so SRF prophylaktisch gleich selber – und ist nicht mehr die unverwechselbare Sendeanstalt, für die es sich zu kämpfen lohnt. Alte Liebe rostet nicht? Vielleicht doch.