Immer wieder wird die Frage gestellt, wieso Frauen am 14. Juni streiken. Schliesslich seien sie längst gleichberechtigt.
Wirklich? Die Beispiele der Frauen, die wegen ihrer Mutterrolle im Berufsleben diskriminiert wurden, sprechen eine andere Sprache. Je nachdem, wo sie arbeitet, muss eine Frau mit einer Kündigung rechnen, wenn sie Mutter wird («Mein Chef sagte mir, mit der Schwangerschaft hätte ich meine Kündigung unterschrieben»). Sie muss sich beim Bewerbungsgespräch Fragen über die Betreuung ihrer Kinder gefallen lassen («Was machen Sie denn, wenn das Kind krank ist?»). Und will sie nach der Geburt ihres Kindes mit einer Vollzeitstelle wiedereinsteigen, wird sie als schlechte Mutter abgestempelt. Einem Mann passiert all das nicht.
Hinzu kommt: Frauen übernehmen noch immer den Grossteil der Haus- und Betreuungsarbeit.
Anerkennung gibt es dafür wenig. Lohn sowieso keinen. Dabei tragen die Frauen damit erheblich zum
Erhalt unserer Gesellschaft bei – auch indem sie die Arbeitskräfte der Zukunft grossziehen.
Klar, in den letzten Jahrzehnten hat sich einiges verändert. Aber nicht genug: Auch im Jahr 2019 werden Frauen im
Berufsleben noch diskriminiert. Und noch immer übernehmen vor allem Frauen die unbezahlte Arbeit, die tagtäglich geleistet wird.
Ganz zu schweigen davon, wie oft sie Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt werden, wie selten sie führende Positionen innehaben und wie oft sie in unterbezahlten Jobs arbeiten: Sieht so Gleichberechtigung aus?