Machtkampf beim orangen Riesen
Feuer unter dem Migros-Dach

Die Migros tut sich schwer, den widerspenstigen Fürsten aus Freiburg zu bändigen. Das hat auch mit der unabhängigen Stellung der zehn regionalen Genossenschaften zu tun.
Publiziert: 06.07.2019 um 22:00 Uhr
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Danny Schlumpf, Wirtschaftsredaktor.
Foto: Thomas Meier
Danny Schlumpf

Warum zieht die Migros-Zentrale gerichtlich gegen den Präsidenten einer Regionalgenossenschaft vor Gericht – vier Jahre nach den inkriminierten Geschäften?

Der angegriffene Damien Piller sagt, die Migros-Zentrale versuche schon lange, ihn als Präsidenten der Genossenschaft Neuenburg/Freiburg aus dem Amt zu drängen. Weil er 2017 ­Fabrice Zumbrunnen, der aus derselben Genossenschaft kommt, bei dessen Wahl zum neuen Migros-CEO geholfen habe. Und weil er in diesem Frühling Ursula Nold bei ihrer Wahl zur Migros-Präsidentin unterstützt habe – gegen die Favoritin des Verwaltungsrats, Jeannine Pilloud.

Diese Behauptungen seien dahingestellt. Sicher ist: Es gibt einen Machtkampf zwischen der Zentrale und einem mächtigen Regionalfürsten. Damien Piller ist ein umtriebiger Unternehmer. Über 3000 Wohnungen hat er schon bauen lassen. Er ist Präsident von Radio Fribourg und La Télé Vaud Fribourg. Und er amtierte von 1991 bis 2006 als CVP-Politiker im Freiburger Grossen Rat.

Damien Piller ist ausserdem ein Rechtsanwalt, der sein Metier beherrscht. Die Migros-Zentrale hat das schon mehrfach zu spüren gekriegt. So hat Piller die Zentrale mit einer ­superprovisorischen Verfügung zum Schweigen verdonnert, während er seine Sicht der Dinge öffentlich macht.

Die Migros tut sich schwer, den widerspenstigen Fürsten aus Freiburg zu bändigen. Das hat auch mit der unabhängigen Stellung der zehn regionalen Migros-Genossenschaften in der Schweiz zu tun. Die neue Präsidentin Ursula Nold hat diese Auseinandersetzung nicht begonnen – aber sie muss sie zu Ende führen. Dass Damien Piller ausgerechnet ihre Wahl als einen Grund für den Konflikt ins Feld führt, entbehrt nicht der Ironie.

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