Manchmal fragt man sich, wieso sich Leute nicht einfach zusammenreissen können. Zum Beispiel, wenn sie Eltern sind. Hatte ich in meiner Schwangerschaft ab und zu Lust auf ein Glas Rotwein? Klar. Hab ich dann eins getrunken? Nein! Das Gleiche gilt nur schon für die Entscheidung für oder gegen ein Kind. Hätte ich eins behalten, wenn ich mit 15 oder ähnlich schwanger geworden wäre, im Wissen darum, dass ich kaum für einen kleinen Menschen sorgen kann, der, das liegt in der Natur der Sache, stetig grösser wird? Keinesfalls.
Teenager mit Problembergen
Wohin es führt, wenn Eltern sich eben nicht zusammenreissen, zeigt nach einem eher langsamen Start exemplarisch und herzzerreissend der heutige Ludwigshafener Tatort. Ein Kneipenbesitzer liegt erschossen in seinem Lokal, ein Teenager hat die Leiche gefunden. Nur scheint irgendetwas an seiner Geschichte nicht ganz zu stimmen – zehn Minuten im Ablauf fehlen. Der Fokus von Lena Odenthal und Johanna Stern legt sich deshalb zunehmend auf den Teenager und seine zwei besten Freunde, ein Mädchen, das es faustdick hinter den Ohren hat, und einen weiteren Jungen, den man schon in den ersten Szenen in den Arm nehmen will, derart sieht man ihm das Gewicht der Welt an, das auf seinen Schultern lastet.
Totalversagen der Erwachsenen
Mann, tun sich da Abgründe auf. Und, Mann, wie sind doch viele Erwachsene, die das Leben so mehr oder weniger für ihre Kinder im Griff haben sollten, einfach, tschuldigung, scheisse. So, dass man eigentlich nach diesem «Tatort» findet, man habe sich ein Glas Rotwein verdient – und garantiert keins trinkt.
«Tatort»: «Leonessa», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf