Jäger sind Hallodris, sie schiessen daneben, diese Saison bereits auf ein Fussballfeld mit spielenden Junioren, im schlimmsten Fall sogar auf einen Kollegen. Ein Image, mit dem Renate König-Fahrni aufräumen möchte. Die amtierende Jagdbotschafterin hat mich letzte Woche auf die Rehjagd im Emmental mitgenommen. In der Jagdgruppe, die ich antreffe, gibt es keine grobschlächtigen Typen, sondern bedachte Menschen mit einer Passion: der Jagd. Und die nehmen sie ernst, Rituale werden gepflegt, Regeln über die Vorschriften hinaus strikt eingehalten. Was beeindruckt, ist der spürbare Respekt vor Natur und Tier. Das ist kein Theater. «Schwarze Schafe» nennt König-Fahrni jene Kollegen, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen.
Ich bin ein typischer Tierfreund, ich liebe meine Katze, streichle Kühe, spende für Strassenhunde, und natürlich will ich kein Jungreh sterben sehen. Trotzdem beisse ich noch immer gerne in eine Bratwurst – und ärgere mich über die eigene Inkonsequenz. Woher dieses Fleisch kommt, wo dieses Schwein sein bedauernswertes Leben verbracht hat, wie lange sein Weg zum Schlachthof war – davon weiss ich als Konsument wenig und will es oft lieber nicht wissen. Eine Renate König hat immerhin den Mut, ihr Fleisch selber zu erlegen. Und ich, in die toten Rehaugen zu schauen.
Für Tiere aus der Massenhaltung spielt keiner ein letztes Lied. Das tut vielleicht auch nicht jeder der 30'000 Jäger in der Schweiz. So oder so ist es Zeit für mehr Respekt gegenüber jedem Lebewesen, das auf unserem Teller landet.