Dass die Grünen vom Ausmass ihres Wahlerfolgs überrascht worden sind, kann ihnen niemand verdenken – da erging es der Partei wie den meisten im Land.
Dass sie ab Herbst ihren Anspruch auf eine Vertretung im Bundesrat würden anmelden können, hatte sich allerdings schon länger abgezeichnet – wenn auch vorläufig eher der letzte Sitz der CVP in Reichweite schien.
Parteipräsidentin Regula Rytz verzichtete vor den Wahlen darauf, allzu grossspurig aufzutreten und die anderen Fraktionen mit absoluten Forderungen vor den Kopf zu stossen wie einst die SVP. Das hatte Stil.
Die Grünen hätten sich allerdings beizeiten – wenn auch im Stillen – Gedanken darüber machen müssen, wie der Einzug in die Landesregierung zu bewerkstelligen wäre. Sind derlei Pläne tatsächlich einmal gewälzt worden, so ist davon heute wenig zu spüren. Dann stünde Rytz nämlich nicht vor der Frage, wie sie die Chance auf einen Ständeratssitz in Bern wahren kann, ohne sich dadurch eine allfällige Bundesratskandidatur zu verbauen.
Ein Dilemma, das die Kandidatensuche der Partei über Wochen erschwerte. Während die erfolgstrunkene Basis auf eine Kandidatur drängte – an welche die Parteispitze selbst offenbar nicht so recht glaubte.
Nun aber wollen die Grünen demnächst eine klare Ansage machen. Das sollten sie auch, damit sie nicht unfreiwillig die bürgerliche Abwehrhaltung legitimieren, die stets mit dem Spruch begründet wurde: Die Grünen müssen sich erst noch beweisen.