Die Lösung liegt auf dem Tisch. Aber keiner macht richtig vorwärts. Es wäre ein grosser Fortschritt, würde sogar helfen, die Gesundheitskosten zu senken: Wie schön das wäre, wenn alle Gesundheitsinformationen eines jeden über Vorsorge, Diagnose und Therapie während der ganzen Lebensspanne an einem Ort gesammelt wären.
Keine doppelten Impfungen mehr, keine unnötigen MRI, keine Unverträglichkeiten beim Medikamentenmix: Versprochen wurde von unseren Gesundheitsbehörden eine digitale, zentrale Datenbank, gesichert zugänglich nur für die legitimen Benutzer. Natürlich freiwillig – keiner lässt sich zwingen, nicht einmal von der EU. Bis gestern hiess das Projekt EPD, elektronisches Patientendossier.
Seit dieser Woche hat der Traum einen neuen Namen: Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider stellte es euphorisch vor. Das Gesundheitsdossier wird Gesetz für alle. Fazit: altes Schmerzmittel in neuer Verpackung. 2012 versprach Salome von Greyerz, stellvertretende Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, am eHealth-Kongress in Nottwil LU, das entsprechende Gesetz werde spätestens 2017 in Kraft treten. Jetzt spricht die Bundesrätin Klartext: Die neue Vorlage komme 2026 ins Parlament. «Wenn alles nach Plan läuft», könnte das Gesundheitsdossier 2030 (!) Realität werden.
Nichts ist entlarvender als die Realität: Heute bieten nur wenige Spitäler die bestehende Version EPD an, eHealth spricht von 125'000 Dossiers. Experten sind sich einig, dass die Ärzte lange Zeit die Verzögerung selbst verschuldeten. Noch vor 15 Jahren waren 80 Prozent der Arztpraxen nicht in der Lage, Daten der Krankengeschichten elektronisch zu verarbeiten. Heute fehlt immer noch das Betriebssystem des Bundes. Die Ärzte haben aufgeholt: Nur 20 Prozent der Arztpraxen erfassen die Daten jetzt noch nicht digital. Allerdings schlummern noch Millionen von Krankenschicksalen aus der Vergangenheit, manuell erfasst, in Hängeregistraturen in Arztpraxen. Bei ihnen nützt Hoffnung wenig …