Wenn Paul Spahn mit getragener Stimme Neues aus aller Welt verkündete, glaubte ich ihm jedes Wort – nicht nur als kleiner Junge, sondern auch noch im Teenager-Alter. Weil dieser Sprecher der «Tagesschau» von 1959 bis 1985 den Nachrichten mit seiner Person eine Würde gab, die von nichts ablenkte.
Ob er nebenbei ein Privatleben führte, stand nicht zur Debatte. Es war für die Ausübung seines Berufes nicht relevant.
Am Beispiel der 2002 verstorbenen Bildschirm-Ikone könnten sich eigentlich alle Nachfolger orientieren. Macht es ihre Leistung besser, wenn sie ihr privates Fotoalbum zeigen oder über ihr Familienleben plaudern wie Arthur Honegger in seiner neuen SRF-Sendung? Tangiert ein solches Verhalten nicht die Wirkung der Meldungen, die sie verlesen?
News-Moderatoren sind in erster Linie Diener der Informationsvermittlung. Militärische Umstürze zu beleuchten, bedarf derselben Sorgfalt wie das Verkünden der Hockeyresultate oder der Oscar-Nominierten.
Seit 1985 ist die Welt nicht stehen geblieben. Wie sich ein Sprecher punkto Tenue und Frisur zeigen darf, unterliegt dem Zeitgeschmack. Auch ist nichts dagegen einzuwenden, wenn der Sprecher bei einer Filmpremiere samt Familie für die Fotografen posiert – sofern nicht vorher sein Interview mit dem Regisseur ausgestrahlt wurde.
Manche Menschen sehen und zeigen sich lieber als andere. Social Media haben die Hemmschwelle weiter herabgesetzt. Doch für News-Vertreter muss gelten: Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut.