Das meint SonntagsBlick-Redaktor Thomas Schlittler zum Pannenzug
Kritik aus Liebe zur Bahn

Die SBB sollen Kritik nicht als Angriff verstehen, sondern als Anregung, es besser zu machen.
Publiziert: 20.01.2019 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2019 um 12:20 Uhr
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Thomas Schlittler, Reporter
Thomas Schlittler

Als Journalist wird man regelmässig von Leuten kontaktiert, die auf der Suche sind nach medialer Aufmerksamkeit. Auch Firmenvertreter melden sich gerne mit einer «exklusiven» Story – selbst solche, die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind und einen hohen Bekanntheitsgrad gar nicht nötig haben. Meist sind die angebotenen Storys aber nur deshalb «exklusiv», also noch in keinem anderen Medium erschienen, weil sie für die breite Öffentlichkeit schlicht uninteressant sind. Um die Enttäuschung der abgewiesenen Inputgeber zu lindern, pflege ich jeweils zu sagen: «Seid doch froh, wenn euch nicht jeder kennt. Dann werdet ihr auch nicht durch den Dreck gezogen, wenn etwas schiefläuft.»

Die SBB werden fast täglich durch den Kakao gezogen. Mal wegen Kleinigkeiten, mal weil sie wirklich Mist gebaut haben. Für die SBB-Angestellten ist das nicht immer schön. Nicht für die Reinigungskraft. Nicht für die Kondukteurin. Und auch nicht für den obersten Chef. Kommt hinzu, dass Kritik und Lob oft ungleich verteilt sind. Erreicht der Zug neun Mal pünktlich das Ziel, klatscht niemand. Hat er beim zehnten Mal aber fünf Minuten Verspätung, gibt es ein Twitter-Gewitter.

Niemand wird gerne kritisiert. Das ist verständlich, und das kann man auch von den SBB nicht erwarten. Vielleicht wäre es aber hilfreich, wenn die SBB Kritik nicht als Angriff verstehen würden, sondern als Anregung, es besser zu machen. Wenn sich die Leute über die SBB aufregen, ist das immer auch ein Zeichen, dass ihnen die Bahn am Herzen liegt. Tausende andere Unternehmen können von so viel Anteilnahme nur träumen!

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