Wenn sich für zentral gelegene Wohnungen gleich Hunderte Interessenten melden, wenn man sogar dafür zahlen soll, eine Wohnung schon nur zu besichtigen, dann sind die Zeichen eindeutig: In Schweizer Städten herrscht Wohnungsnot.
Anders sieht es auf dem Land aus. Hier ist der Leidensdruck viel geringer. So erstaunt es wenig, dass sich bei der Initiative für «Mehr bezahlbare Wohnungen» ein Stadt-Land-Graben gezeigt hat.
Herr und Frau Schweizer sind ein Volk von Mietern. Dennoch schossen die Forderungen der Initianten für viele übers Ziel hinaus. Staatlicher Interventionismus ist uns eher suspekt. Liberale Grundanliegen werden oft stärker gewichtet als Eigeninteressen. Exemplarisch zeigte sich das bei der Ablehnung einer zusätzlichen Ferienwoche vor acht Jahren.
Nur: Das Wohnungsproblem in den Städten bleibt mit dem Nein ungelöst. Gefordert sind nun die städtischen Regierungen. Sie müssen bisherige Bemühungen noch verstärken, um mit massvollen Eingriffen für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Diese Probleme aber sind vor Ort zu lösen. Eine nationale Initiative – so sieht es auch das Volk von Mietern – ist dafür das falsche Instrument.