Kommentar zur UKW-Kehrtwende
Die SRG schafft eine neue Angriffsfläche

Die UKW-Kehrtwende wirft kein gutes Licht auf die SRG. Das letzte Kapitel in diesem Schlamassel dürfte noch längst nicht geschrieben sein.
Kommentieren
1/2
Ihre UKW-Kehrtwende wirft Fragen auf: SRG-Chefin Susanne Wille.
Foto: Keystone
RMS_Portrait_301.JPG
Marco LüssiBlattmacher

Dümmer könnte es für die SRG kaum laufen. Am 8. März 2026 befindet das Schweizer Stimmvolk über die Halbierungs-Initiative, die gemäss ersten Umfragen gute Chancen hat. Ausgerechnet im Vorfeld dieser Schicksalsabstimmung geriet SRG-Chefin Susanne Wille (51) in eine unmögliche Position: Sie musste nach dem Beschluss des Ständerats in der UKW-Frage einen Entscheid fällen, der, egal, wie er ausgefallen wäre, einen Teil der Radiohörer verärgert hätte.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Nur: War es wirklich schlau, der grossen Mehrheit Grund zum Ärger zu geben – also jenen, die sich mittlerweile ein DAB+-Gerät angeschafft haben – statt jener Minderheit von rund zehn Prozent, die Radio noch über UKW empfängt? Hinzu kommt: Hätte Wille am Ausstieg festgehalten, wäre das Thema damit vom Tisch gewesen.

Durch die kostspielige Wiederinbetriebnahme einer Technologie, die sie vorher für veraltet erklärt und im ganzen Land abmontiert hatte, schafft die SRG nun eine neue Angriffsfläche – ausgerechnet bei jener Frage, die für die SRG am heikelsten ist: Werden die Gebührengelder richtig und sinnvoll eingesetzt? Für viele dürfte der UKW-Schlamassel, dessen letztes Kapitel wohl noch längst nicht geschrieben ist, ein Grund mehr sein, daran zu zweifeln.

Zweifel weckt auch die Kommunikation von Susanne Wille. So sagte sie am Donnerstag, die SRG könne es sich nicht leisten, auf so viele Hörerinnen und Hörer zu verzichten. Nur: Warum liess man es dann dazu kommen? Warum war man bei der SRG offenbar nicht fähig, die Folgen der UKW-Abschaltung richtig einzuschätzen? Ein gut geführtes Unternehmen müsste sorgfältig abklären, welche Konsequenzen seine Handlungen haben. Dies gilt nicht nur für das UKW-Aus – sondern noch viel mehr für die jetzige Kehrtwende.

Roger Schawinski verfolgt die UKW-Abstimmung
0:46
«Oh mein Gott, haarscharf»:Roger Schawinski verfolgt die UKW-Abstimmung
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen