Kommentar zur Lehrstellensuche
Es war ein Krampf. Aber er hat sich gelohnt

Fehlende Motivation, Kritikunfähigkeit, kein Durchhaltewillen – liegt es wirklich daran, dass viele Jugendliche sich so schwertun mit der Lehrstellensuche? Oder sind sie schlicht überfordert, weil sie einfach zu jung sind? Ein Erfahrungsbericht einer Mutter.
Publiziert: 09:03 Uhr
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3. Sek: Bewerbungsschreiben verfassen – aber wofür, wenn man nicht weiss, was man werden will?
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Lehrstellensuche eines Jugendlichen: Herausforderungen und erfolgreicher Abschluss
  • Praktika in verschiedenen Hotelbetrieben halfen bei der Berufsorientierung
  • Nach zwei Jahren Suche unterschrieb der Sohn einen Lehrlingsvertrag
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra CasaliniTeamlead Service

Sommer 2021. Mein Sohn ist 14 Jahre alt und gerade in die 3. Sek gekommen. Regelmässig erzählt er mit wachsender Panik, dass Schulkamerad X, Schulkameradin Y und Schulkamerad Z schon lange eine Lehrstelle haben. Er selbst hat keinen blassen Schimmer, was er werden will. In seinem 2.-Sek-Jahr fiel das Schnuppern pandemiebedingt zum grössten Teil flach. Jetzt schnuppert er in jeden erdenklichen Job rein. Nichts passt. Beim Berufsberater füllt er eine Vielzahl von Tests aus und bekommt eine Liste mit Berufen – unter den meisten können sich weder mein Sohn noch ich etwas vorstellen. In der Schule lernt er, Bewerbungsschreiben zu formulieren. Was herzlich wenig nützt, wenn man nicht weiss, wofür man sich bewerben will. Demotiviert? Logisch. Aus Überforderung.

Frühling 2022. Ein Freund bekommt eine Lehrstelle in einem Hotel. Die Vorstellung, hinter der Rezeption zu stehen, fände er noch nett, meint mein Sohn. Er schnuppert eine Woche als Hotelfachmann und meint: Ja, kann er sich vorstellen. Sofort beginnt er, sich zu bewerben. Und kassiert Absage um Absage – er ist viel zu spät dran. Demotiviert? Logisch. Aus Frust. 

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Sommer 2022. Mein Sohn schliesst die Schule ab. Ohne Lehrstelle in Sicht. Er versucht es mit Praktika. Ein Jahr lang jobbt er in Hotel- und Restaurationsbetrieben, vom Fünfsternehaus über Seminarhotels bis zum Familienbetrieb. Und merkt dabei immer mehr, was er sich vorstellen kann – und vor allem, was nicht. 

Sommer 2023. Mein Sohn unterschreibt seinen Lehrvertrag als Restaurantfachmann EFZ in einem Familienbetrieb, in dem er bereits zwei Praktika absolviert hat. Er kennt das Unternehmen, die Lehrmeisterin, den Job. Zwei seiner Freunde, die vor einem Jahr «einfach mal ein KV» angefangen haben, schmeissen das Handtuch. Es war überhaupt nicht das, was sie sich vorgestellt hatten. 

Was ich rückblickend sagen kann über diese Lehrstellensuche: Es war ein Krampf. Aber er hat sich gelohnt. Mein Sohn hat gerade sein letztes Lehrjahr gestartet. Kein Durchhaltewillen? Von wegen. 

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