Früher, als ich Kind war, gab es diese Tage, an denen ich aus der Schule zurückkam und es im Hauseingang verführerisch nach Brataromen roch. Ich freute mich immer wie ein junger Hund, sah das panierte Schnitzel schon auf meinem Teller, nur um dann in der Küche meinen Endgegner in der Pfanne vorzufinden: Leberli.
Genau so geht es mir jetzt, fast 40 Jahre später, immer mal wieder an einem Fest oder bei einer Grillparty. Wenn nämlich zu mir durchdringt, dass es Tiramisu zum Dessert gibt. Dazu muss ich sagen, dass ich stets auf Dessert verzichte, ausser, es handelt sich um Tiramisu. Wenn Doris oder Dani oder wie die Tiramisu-Person halt heisst, mir aber dann die XXL-Portion serviert, die ich erbettelt habe, verwandelt sich meine Vorfreude in pure Enttäuschung. Das Tiramisu ist kein «Zieh mich hoch», es ist ein «Tiramigiu», ein «Zieh mich runter». Es ist ein Erdbeer-Tiramisu. Oder ein Pfirsich-Tiramisu. Oder ein, ach, es ist egal, welche Frucht auch immer es ist, denn es macht das für mich perfekteste Dessert der Welt kaputt. Tiramisu, das ist Ferien, das ist Sünde, Genuss und Seelenheil auf einem Löffel. Aber:
Früchte. Gehören. Nicht. Ins. Tiramisu.
Zugegeben, auch in Italien ist mir schon ein Beeri im Tiramisu untergekommen, aber in der Regel kann ich mich da auf absolute Perfektion verlassen. Meinen Schweizer Landsmännern und -frauen möchte ich aber sagen: Wenn ihr schon ums Verrecken Früchte, Creme und Schokolade in einem braucht, dann nehmt doch einen Bananensplit. Da ist eh schon Hopfen und Malz verloren.