Die Schweizergarde beschützt den Papst. Doch die wehrhafte Truppe gerät offenbar selbst immer wieder in Bedrängnis. Den jungen Schweizern wird zu Leibe gerückt. Und das ist wörtlich zu nehmen. Der französische Autor Frédéric Martel enthüllt in seinem Buch «Sodom», wie sie von Kardinälen, Bischöfen und anderen Klerikern belästigt werden – bis hin zur sexuellen Nötigung. Viele Gardisten seien traumatisiert, enttäuscht, desillusioniert.
Auf Martels Darstellung, angezeigte Übergriffe würden ad acta gelegt, reagiert das Kommando der Personenschützer wenig souverän: Die jungen Männer orientierten sich an militärischen und religiösen Werten, so die Antwort der päpstlichen Offiziere auf Fragen von SonntagsBlick.
Dabei ging es in unseren Fragen nicht um die Werte der Gardisten, sondern um den Vorwurf skandalösen, teilweise kriminellen Verhaltens einiger sogenannter Würdenträger – und darum, ob man ihrem Treiben Einhalt geboten hat. Die Reaktion des Garde-Kommandos macht die Opfer selbst für das verantwortlich, was sie erlebt haben. Es ist das altbekannte Muster.
Nicht weniger anmassend äussert sich die Organisation der ehemaligen Gardisten. Das Buch sei doch Fiktion, lassen die Veteranen ausrichten. Angesichts der Tatsache, dass der Autor vier Jahre lang recherchiert und mit rund 1500 Personen gesprochen hat, darunter 41 Kardinälen und 52 Bischöfen, ist das eine starke Behauptung!
Die Reaktionen lassen erahnen, wie dieser kuriose Kirchenstaat tickt. Angehende Gardisten können einem leidtun.