Zur Sache! Neue Non-Fiction-Bücher
Damit mehr Frauen in der Schweizer Politik mitreden

Dieses Jahr feiern wir 50 Jahre Frauenstimm- und -wahlrecht in der Schweiz. Doch noch immer haben in der Politik vor allem Männer das Sagen. «Schweizer Politfrauen» zeigt 21 Wege vom Stimmrecht zum Stimme-Erheben.
Publiziert: 12.10.2021 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2021 um 17:00 Uhr
Tasche auf dem Tisch: Petra Gössi 2019 zwischen Nationalrat Beat Walti (l.) und Ständerat Damian Müller.
Foto: Keystone
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Donnerstag, 16. Dezember 1971: Die Zürcher SP-Politikerin Liliane Uchtenhagen (1928–2016) tritt im Berner Bundeshaus ans Rednerpult. Und der Nationalratspräsident sagt: «Ich freue mich, der ersten der in diesen Rat gewählten Damen das Wort erteilen zu dürfen.» Kurz zuvor – am 7. Dezember – spricht mit der freisinnigen Genfer Vertreterin Lise Girardin (1921–2010) die erste Frau im Ständerat. Nach der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts in der Schweiz ist es also noch keine 50 Jahre her, dass die Gewinnerinnen auf nationaler Ebene auch mitreden.

«Schweizer Politfrauen» heisst ein kürzlich erschienenes Buch, in dem 21 Politikerinnen porträtiert sind, die seither zu Wort kamen. Denn obwohl im Jubiläumsjahr lanciert, ist es keine Publikation zu den nationalen Ereignissen von 1971, sondern eine über aktuell aktive Politikerinnen. Die Mehrheit politisiert zwar im Bundeshaus, aber fünf Porträtierte haben legislative oder Exekutiv-Ämter in Kantonen oder Gemeinde inne – Orte, an denen zuweilen Frauen früher schon mitentscheiden konnten.

Von Viola Amherd (59) über Lisa Mazzone (33) bis zu Claudia Boschetti Straub (58), von der Mitte-Bundesrätin aus dem Wallis über die Grünen-Ständerätin aus Genf bis zur Lega-Gemeindepräsidentin von Blenio TI: Das Spektrum der Beiträge umreisst alle politischen Farben, alle Landesgebiete und alle Alter. Und doch berichten die Frauen immer wieder von gleichen Erfahrungen, auch wenn sie daraus nicht die gleichen Schlüsse ziehen. So befürwortet Amherd eine Frauenquote, während Boschetti Straub der Meinung ist, dass ein solches Mittel die Frauen schmälere.

Eingefangen haben diese mannigfaltigen Momentaufnahmen drei versierte Fernsehjournalistinnen der SRG: die SRF-Bundeshauskorrespondentin Nathalie Christen (50), Simona Cereghetti (46), die für RSI aus Bern berichtet, und die RTS-Moderatorin Linda Bourget (41). Dadurch gesellt sich zu der Vielfalt der Porträtierten eine Vielstimmigkeit in der Berichterstattung: Mal liest sich das wie ein kommentiertes Interview, mal wie ein kurzweiliger Reisebericht, mal wie eine klassische Reportage.

Aber immer begegnen die Journalistinnen den Politikerinnen mit viel Einfühlungsvermögen und Sachverstand. Am interessantesten erweisen sich die Texte, in denen Politikerinnen porträtiert sind, die aus Parteien mit traditionell geringem Frauenanteil kommen. Etwa FDP-Nationalrätin Petra Gössi (45): «Im Geschäftsleben beobachtet Gössi, ‹wie sich Männer Platz nehmen, wie sie meistens mehr Raum einnehmen als Frauen›. Gössi stellt bei Sitzungen und Auftritten ihre Handtasche nicht mehr wie früher brav an den Rand, sondern legt sie schwungvoll auf den Stuhl oder gar vor sich auf den Tisch.»

Sie markiert Präsenz. Darum geht es auch in diesem klugen Buch – ein Mutmacher für alle Frauen, die in der Politik auch ein Wörtchen mitreden wollen.

Nathalie Christen/Linda Bourget/Simona Cereghetti, «Schweizer Politfrauen – 21 Politikerinnen, die inspirieren», Beobachter-Edition

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